piwik no script img

Ein ungewöhnliches Risiko

Grüne Als Bundestags-Spitzenkandidat will Robert Habeck seiner Partei zu echtem Aufbruch verhelfen

Robert Habeck glaubt, dass die Urwahl der grünen SpitzenkandidatInnen für die Bundestagswahl „zu einem echten Aufbruch werden kann“. Er kandidiere dafür, „den Grünen Impulse zu geben“, sagt der schleswig-holsteinische Umwelt- und Energieminister. Damit reagiert er auf das taz-Interview mit der grünen Fraktionschefin im Kieler Landtag, Eka von Kalben, am Montag.

Von Kalben hatte gesagt, Habeck sei zwar ein „Superpolitiker“, aber Schleswig-Holsteins Grüne hätten „viele gute Leute“.

Der 46-jährige Habeck, der bei weitem bekannteste und profilierteste Grüne nördlich der Elbe, geht mit seiner Kandidatur bei der bundesweiten Mitgliederbefragung im Herbst ein ungewöhnliches Risiko ein. Sollte er von der Basis in die Doppelspitze für die Bundestagswahl im Herbst 2017 gewählt werden, verlören die Grünen im hohen Norden ihr Zugpferd für die Landtagswahl, die ein halbes Jahr vorher stattfinden wird. Sollte er aber bei der Urwahl scheitern, träte er als Verlierer vor die WählerInnen zwischen Nord- und Ostsee.

Sofern seine heimischen Grünen ihn dann noch wollen. Die müssten dann „darüber entscheiden, ob und welche Rolle ich einnehmen soll“, sagt Habeck. „Ich erwarte nicht, dass mir ein Stuhl warm gehalten wird.“ Dass das alles ein Risiko sei, hält er „gerade für das Spannende, für mich und vielleicht auch für die Grünen“.

Das Risiko ist umso höher, als er den profilierten Innen- und Rechtspolitiker Konstantin von Notz, Fraktionsvize im Bundestag, von Platz 2 der Liste verdrängen müsste. Die weiteren sicheren Plätze 1 und 3 sind für Frauen reserviert. Deshalb wird nach taz-Informationen bereits nach einem Ausweg gesucht: Notz könnte bleiben, wenn Habeck als Spitzenkandidat der gesamten Partei auf einer anderen Landesliste antreten würde.

Zum Beispiel auf der von Baden-Württemberg, nachdem er deren Spitzenmann Cem Özdemir bei der Urwahl aus dem Weg geräumt hat. Sven-Michael Veit

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen