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Arbeit in der Verwaltung macht besonders krank

STUDIEArbeitnehmer in der Region sind kränker als der Bundesdurchschnitt. Warum, ist unbekannt

Mit einem Krankenstand von 5,0 Prozent bleiben Arbeitnehmer in der Region weit häufiger zu Hause als im Bundesdurchschnitt (4,0 Prozent). Das ist das Ergebnis des dritten Gesundheitsberichts Berlin-Brandenburg, der am Mittwoch vorgestellt wurde. Über die Gründe tappen die Verantwortlichen allerdings im Dunkeln. Berlins Gesundheitsstaatssekretärin Emine Demirbüken-Wegner (CDU) formulierte nur Fragen: Vielleicht seien die Arbeitsbedingungen in Berlin schlechter? Oder: „Könnte es sein, dass es stressiger ist in der Großstadt?“ Letzteres erklärt aber nicht, warum die Brandenburger noch kränker sind (5,3 Prozent) als die BerlinerInnen (5,1).

Auch andere Zahlen des Berichts werfen Fragen auf: So würde man gerne wissen, warum in Berlin die Verwaltung mit 7,4 Prozent den höchsten Krankenstand hat. Macht Bleistiftspitzen krank? Oder eher die Langeweile? Und warum schafft in Brandenburg die Logistikbranche so viele Fehltage (6,7 Prozent)? „Wir sind auf der Suche nach den Ursachen“, sagte Almuth Hartwig-Tiedt (Linke), Brandenburgs Staatssekretärin für Gesundheit und Arbeit.

Immerhin: Die Krankheiten der Arbeitnehmer sind bundesweit weitgehend dieselben: die „Top 4“ sind Muskel-Skelett-Erkrankungen (Rücken und Bandscheiben), Atemwegserkrankungen (Nase, Hals), psychische Erkrankungen (Depressionen, Stress, Angst) sowie Verletzungen und Vergiftungen. Psychische Erkrankungen sind zudem die häufigste Ursache für Frühverrentungen. Für den Bericht ausgewertet wurden Daten aus 2012 und 2013 von sechs Krankenkassen, der Rentenversicherung sowie erstmals der Unfallversicherung.

Als Gegenmaßnahmen forderten die Politikerinnen sowie die Krankenkassen-Vorstände vor allem einen Ausbau der betrieblichen Gesundheitsförderung. „Die Arbeitgeber müssen mehr tun“, sagte Frank Michalak, Vorstandsvorsitzender der AOK Nordost. Susanne Memarnia

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