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Nachts in ... TiflisMarzipan, süßlich und herb

Vielleicht ist das Einbildung, aber auf dem Balkon riecht Tiflis nach Marzipan. Süßlich und herb, wie an vielen Ecken – nach Gebäck, das an den Fingern klebt, und nach verbranntem Holz. Leute lachen. Rechts geht es bergauf, den Mtazminda hoch, an dessen Spitze ein Riesenrad und der Fernsehturm blinken.

Man läuft unter Wäscheleinen und unter Weinreben. Man will sich in Romanen wähnen, als die nächste Katze vor einen Lada rennt, dann stolpert man über Bordsteine, denen Steine fehlen. Bald sieht man niemanden mehr, Tiflis wird leer, man atmet schwerer, Tiflis wird schwarz. Man erreicht dieses Hostel mit dem Zaun davor, und liest den Satz auf diesem Zaun, und das auch noch in Versalien: DON’T GIVE UP KEEP ON CLIMBING. Eine Aussicht gibt es auch weiter südlich, denkt man dann. Dort, wo rechts das Riesenrad blinkt und man aus dem Tal Sirenen hört. Give up, denkt man. Don’t keep on climbing.

Annabelle Seubert, 30, ist Redakteurin der taz.am wochenende und schreibt drei Monate lang in Georgien

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