: Die Nächte sind lang – und zu teuer
MINUS Die Bahn überlegt, das defizitäre Geschäft mit ihren Nachtzügen an die Österreichischen Bundesbahnen auszulagern
Jährlich erwirtschafte der DB-Nachtzugverkehr mit seinen teilweise 40 Jahre alten Wagen ein Minus in zweistelliger Millionenhöhe, begründete Huber den Wunsch, das Geschäft auszulagern. „Stünde uns dieses Geld stattdessen zur Verfügung, könnten wir jedes Jahr einen neuen Zug kaufen.“ Letztlich gehe es um ein nachhaltiges Konzept für den Nachtverkehr. Dieses könne aus nachts fahrenden ICEs, Nachtzügen und Nachtbussen bestehen. Dabei könne es helfen, einen Partner wie die ÖBB an Bord zu haben, der viel Erfahrung mit Nachtzügen gesammelt habe.
Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) bestätigen Gespräche mit der Deutschen Bahn, Nacht- und Autoreisezüge zu übernehmen. „Wir schauen uns das Thema an“, sagte ein ÖBB-Sprecher. Es gebe dazu aber noch keine Beschlüsse. „Es liegen mehrere Szenarien auf dem Tisch“, so der Sprecher weiter. Eine Entscheidung solle im Frühjahr 2016 fallen. Östereichs Verkehrsminister Alois Stöger (SPÖ) hat die ÖBB-Initiative bereits öffentlich gelobt und dafür auch Geld in Aussicht gestellt.
In den vergangenen Jahren hatte die Deutsche Bahn immer mehr Nachtzüge und Autozüge eingestellt. Autozüge verkehren derzeit nur noch zwischen Hamburg und Lörrach an der Schweizer Grenze sowie zwischen Hamburg und München. DB-Nachtzüge in und durch Deutschland verkehren nur noch auf elf Strecken. Zudem bedienen europäische Partnerbahnen sieben weitere Strecken, die auch durch Deutschland führen.
Seit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember gilt in den DB-Nachtzügen: Ein Sechser-Liegewagen-Abteil wird mit maximal fünf Passagieren belegt. Zudem gibt es auf verschiedenen Strecken mehr – günstige – Sitzplätze. Allein reisenden Frauen bietet die Bahn auf allen Verbindungen im Schlafwagenbereich reine Damenabteile an. ROT
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen