Kaaba statt Zipfelmütze

BAUHAUS Spanier bauen neues Bauhaus-Museum in der Tradition der Moderne

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Das Zitat aus der Baugeschichte hat in Dessau über Disneyland gesiegt. Das geplante Bauhaus-Museum soll nach dem Entwurf der Architekten Gonzalez Hinz Zabala aus Barcelona entstehen. Der lange rechteckige Riegel mit einem gläsernen Erdgeschoss und dem aufgeständerten schwarzen Quader für die Sammlung darüber hat sich am Mittwoch gegen den etwas infantil wirkenden „Zipfelmützen-Bau“ des New Yorker Büros von Michael Young und Kutan Ayata durchgesetzt.

Der schlichte, elegante Neubau der Katalanen aus Glas und Edelstahl nimmt – natürlich – die Ikone der modernen Architektur in Barcelona und das Kunstwerk eines Bauhausdirektors zum Vorbild: Mies van der Rohes berühmten Pavillon für die Expo 1929.

Stephan Dorgerloh (SPD), Sachsen-Anhalts Kultusminister, hob diesen Reflex gestern heraus, als er die „minimalistische Architektur in der Bauhaustradition“ der Spanier lobte. Beide Teams waren aus dem internationalen Wettbewerb im August als Sieger hervorgegangen. Die Stiftung Bauhaus ließ die Entwürfe überarbeiten und entschied sich nun für die umsetzbarere Variante, wie Bauhaus-Direktorin Claudia Perren sagte. Zum 100. Geburtstag des Bauhauses, 2019, soll das neue, 25 Millionen Euro teure Museum eröffnet werden.

Ob die Entscheidung die Konflikte um den Neubau beenden wird, ist fraglich. Im Vergleich mit dem historischen Bauhaus und dessen avantgardistischer Architektursprache fällt der Neubau schon einmal deutlich ab.

Es wirkt zudem nach, dass der gesamte Prozess hin zum geplanten Bauhaus-Museum von Beginn an vergiftet war. Zuerst wurde der frühere Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau und Initiator des Museumsprojekts, Philipp Oswalt, von Dorgerloh 2013 aus dem Amt gejagt. Der Kultusminister mit Alleinherrscherallüren ersetzte Oswalt durch die Kuratorin und Dozentin an der Universität in Sydney, Claudia Perren, was auf Kritik stieß.

Kontrovers debattiert wurde auch der Standort für das neue Museum. Denn das Kabinett in Magdeburg verlegte den Bauplatz nicht in die Nähe des Unesco-Welterbes von Walter Gropius, sondern in den grünen Stadtpark am Rand der City; zugige Verkehrsschneisen inklusive. Schließlich ist man in Dessau verunsichert: Die Bauhaus-Mitkonkurrenten bei der 100-Jahr-Feier, Berlin und Weimar, sind mit ihren Museumsneubauprojekten schon weiter.

Rolf Lautenschläger