: Polizei zelebriert den Großen Knüppelstreich
Polizisten prügeln in die Demonstration gegen die Bundeswehr. Mehrere Teilnehmer schwer verletzt. Zeugen konnten keinen Anlass für den Einsatz erkennen. Polizei ermittelt nun selbst wegen Verdachts auf Körperverletzung im Amt
Durch einen Polizeieinsatz sind am Mittwochabend mehrere Demonstranten verletzt worden. Die Beamten waren ohne erkennbaren Grund gegen die rund 2.000 Demonstranten vorgerückt, die Unter den Linden gegen die Bundeswehr protestierten. Die feierte zeitgleich vor dem Reichstag mit einem Großen Zapfenstreich ihr 50-jähriges Bestehen.
Nach dem Einsatz wurde eine Person mit Verdacht auf Beinbruch ins Krankenhaus eingeliefert. Ein Demonstrant erlitt einen Handbruch, andere trugen Prellungen und Platzwunden davon. Die genaue Zahl der Verletzten stehe nicht fest, sagte Johannes Reyersbach, Sprecher der Antifaschistischen Linken Berlin (ALB). Die hatte mit dem „Bündnis gegen den Großen Zapfenstreich“ den Demonstrationszug vom Alexanderplatz zum Pariser Platz organisiert.
Der Streckenverlauf hatte das Bündnis erst mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht durchsetzen können. Die Polizei hatte die Demonstranten nicht so nah an die Bundeswehrfeier heranlassen wollen. Nach dem Ende der „Kernfeierlichkeiten“ vor dem Reichstag, sei es den TeilnehmerInnen und Gästen des Zapfenstreichs jedoch zuzumuten, sich mit dem Protest auseinander zu setzen, zitiert Reyersbach aus dem Urteil.
Entsprechend wurde der Protestzug gegen 19.30 Uhr von der Polizei für rund eine Stunde gestoppt. „Während Demonstranten friedlich auf ein Durchkommen warteten, knüppelte die Polizei mehrmals brutal in die Menge hinein“, berichtet die stellvertretende Landesvorsitzende der Jusos, Franziska Drohsel. ZeugInnen, die sich in unmittelbarer Nähe des Geschehens aufhielten, berichteten übereinstimmend, dass es keinen ersichtlichen Grund für die Maßnahme der Polizei gegeben habe. Ein Zivilbeamte tat sich besonders hervor. Wie auf Fotos und in Filmaufnahmen dokumentiert ist, hat er mit großer Brutalität in die Menge der DemonstrantInnen geknüppelt und mehrere Menschen verletzt.
Die Polizei konnte gestern noch keinen Grund für die Knüppelei nennen. Der Einsatz werde noch ausgewertet, sagte ein Polizeisprecher: „Der Polizeipräsident hat von Amts wegen ein Ermittlungsverfahren gegen den Beamten wegen Verdachts der Körperverletzung im Amt eingeleitet.“
Das Bündnis der Veranstalter kündigte derweil eigene Schritte an. „Wir werden alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um die prügelnden Straftäter in Uniform zur Verantwortung zu ziehen“, hieß es in einer Pressemitteilung. Jörg Meyer