: Wachsam Unis & Drittmittel – unser Projekt Hochschulwatch erhielt den Otto-Brenner-Preis
Ein eigenes Bild ermöglichen
Für einen kurzen Moment fühlte das Publikum, dass der Laudator nicht nur lobende Worte finden wollte. Vielleicht, weil Volker Lilienthal selbst auf dem Portal geführt wurde, das er nun rühmen sollte. „Die Rudolf-Augstein-Stiftungsprofessur, die ich zu bekleiden die Ehre habe, findet sich übrigens auch bei hochschulwatch.de verzeichnet“, räumte Lilienthal ein. „Aber ich darf Ihnen versichern, dass ich in absoluter Freiheit arbeiten darf.“ Wir glauben es gern.
Vor zwei Jahren gründeten die taz, Transparency International und der Studentenverband fzs das Projekt Hochschulwatch, um Verflechtungen zwischen Wirtschaft und Hochschulen aufzudecken und zu dokumentieren. Diesen November wurde das Projekt dafür in Berlin mit dem Otto-Brenner-Preis für kritischen Journalismus ausgezeichnet. Es passiert selten, dass die taz für etwas anderes als eine in der Zeitung gedruckte Geschichte ausgezeichnet wird.
Mehr als 10.000 Kooperationen zwischen Hochschulen und Unternehmen sind auf hochschulwatch.de gelistet: Spenden und Sposoringverträge, aber auch rund 1.000 Stiftungsprofessuren wie die von Laudator Lilienthal. Dass das Jurymitglied des Otto-Brenner-Preises selbst unter den Drittmittelzuwendungen gelistet ist, begrüßt Lilienthal ausdrücklich: „Objektiv betrachtet ist natürlich auch so etwas, eine aus Stiftungsgeld bezahlte Professur, ein potenzieller Einfluss von außen.“ Und den gelte es mit kritischem Blick zu analysieren.
Und das, versicherte Lilienthal, täte Hochschulwatch vorbildlich: „Mit exakten Zahlen, ganz viel Nüchternheit in der Analyse und der Möglichkeit für Nutzer, sich durch eine Recherche auf der Website ihr eigenes Bild zu verschaffen.“ Ergo habe das Projekt den diesjährigen Otto-Brenner-Preis für Medienprojekte verdient. So schloss Lilienthal seine Laudatio im Hotel Pullman Schweizer Hof, gerahmt von Jazzeinspielern und Samtteppichen. Die 2.000 Euro Preisgeld fließen dem Hochschulwatch-Projekt zu. Unter anderem wollen wir uns damit systematisch den Nebenjobs der Uni-Wissenschaftler widmen. Die taz dankt. Ralf Pauli
Alle PreisträgerInnen unter: www.otto-brenner-preis.de
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