LeserInnenbriefe:
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Ich möchte das
betr.: „Ich möchte das nicht“, taz vom 3. 12. 15
Liebe Anja Maier,
ich sehe das genau anders rum: Warum soll ich mich im Sommer im Auto braten lassen, wenn ich mir auf dem Rad den Wind um die Nase wehen lasen kann? Und im Winter, wenn andere ihre Scheiben kratzen, oder auch, wenn das Wetter mal ganz schlecht ist, lasse ich mich schön von meinem Chauffeur im trockenen, warmen Bus fahren. Mit meinen 42 TeilAutos vom Smart bis zum 8-Sitzer-Bus muss ich mich auch nicht um TÜV oder Winterreifen kümmern, ganz zu schweigen von einem Stellplatz.
Und ich bin doch nicht blöd und schmeiße dem Stromversorger das Geld in den Rachen, indem ich im Flur das Licht brennen lasse, wenn ich da gar nicht bin. Seinen Preiserhöhungen drehe ich eine lange Nase, denn wir haben schon lange unsere Spülmaschine und unsere Waschmaschine am Warmwasser der Solaranlage. Da brauche ich gar nicht zu den Guten zu gehören. Ich möchte das genau so, weil’s einfach schlauer (und schöner, und bequemer) ist.
Über Veganismus kann man natürlich streiten. Im CO2-Rechner jedenfalls gibt das nicht den großen Ruck, wenn man das mal ausprobiert. Das ist dann jedem seine eigene Sache.
MANUEL HAUS, Tübingen
Strengen wir uns an!
betr.: „Homos sind die besseren Ökos“, taz vom 3. 12. 15
„Alle reden über das Klima, aber niemand über Verhütung: Es gibt zu viele Menschen auf der Erde.“
Die Debatte darüber mag kein Tabu sein, zumindest führt sie aber ein Schattendasein.
Wie sagte vor etwa 20 Jahren der (Öko-)Philosoph Hans Jonas: „Der Planet ist überfüllt, wir haben uns zu breitgemacht, sind zu tief eingedrungen in die Ordnung der Dinge, wir haben zu viel Gleichgewicht zerstört.“ Eine seiner (schwachen) Hoffnungen bestand darin, „dass der Mensch das überraschendste aller Wesen ist und dass man überhaupt nicht vorhersagen kann, wie sich in irgendeiner Zukunft,in irgendeiner Situation, in irgendeiner Generation die Gesellschaft benehmen wird.“
Ja,strengen wir uns an und benehmen uns besser!
KLAUS LÜHRING, Hamburg
Wer finanziert die Rente?
betr.: Homos sind die besseren Ökos“, taz vom 3. 12. 15
Lieber Martin Reichert,
Sie haben recht, es gibt zu viele Menschen auf der Welt. Aber dass die deutschen Sozialsysteme mittels Zuwanderung erhalten werden sollen, ist gegenüber den Zuwanderern nicht fair. Viele der Zuwanderer kommen zu uns, um ihre Familien in der Heimat zu unterstützen, schon weil es der Generationenvertrag so von ihnen verlangt. Außerdem sollen sie über Sozialbeiträge auch noch die hier ansässigen Kinderlosen versorgen, wenn die alt und/oder krank sind. Die Zuwanderer finanzieren damit zwei Sozialsysteme. Die Rentenbeiträge von Zuwanderern müssten eigentlich in deren Heimatländer fließen.
Aber wer soll dann die alten und kranken Kinderlosen versorgen? Doch wohl nicht die Brut der Eltern, die jahrelang kostenlose Familienarbeit geleistet haben und deswegen auch ihre beruflichen Ambitionen zurückstecken mussten (gilt nach wie vor insbesondere für Frauen). Tatsächlich leben Kinderlose – immerhin schon gut ein Viertel der Menschen in Deutschland – im Alter also von der Arbeit der Zuwanderer und der Kinder anderer Leute, ohne irgendetwas dafür getan zu haben. Mit ihren Rentenbeiträgen haben sie im Übrigen nur die Altersversorgung ihrer Eltern bezahlt, als Gegenleistung dafür, dass sie von denen großgezogen und ausgebildet wurden. Das ist der Generationenvertrag.
Kinderlose leisten keine Familienarbeit und haben damit den Generationenvertrag gekündigt. Da sie nichts für ihre Altersversorgung tun, haben sie sich auch aus der Solidargemeinschaft verabschiedet. Sie werden aber dennoch im Alter mitversorgt und sind nun deswegen die besseren Ökos? Nein, es ist eine Ausbeutung der Jungen durch die kinderlosen Alten. Es gehört sich interessanterweise nicht, dieses Problem anzusprechen. Es ist ein Tabu. Wer will schon alten Kinderlosen einen Vorwurf machen?
CHRISTOPH HAAG, Berlin
Sie gehen auf die Nerven
betr.: „Die Ritter der Stoffbeutel“, taz vom 4. 12. 15
Das war mal fällig. Diese faustschwingenden, opportunistischen Möchtegernumweltschützer gehen mir schon lange auf die Nerven. Da passen auch noch die militanten Veganer dazu, die es immer wieder fertigbringen, eine steife, oberlehrerhafte, Spaß verderbende Atmosphäre zu verbreiten. In so einer kleinen Unistadt laufen sie haufenweise rum.
Köstlich: Die Verteufelungen von H&M, Lidl und KiK und Co. werden genau in der Reihenfolge vorgenommen. Dabei ist die Karawane schon längst weitergezogen. Zara war auch mal eine „saubere“ Marke (Besitzerin eine angesehene Umweltbewusste und Spenderin in Spanien ) – bis zum Skandal. Ha, ha.
ILONA HORN, Marburg
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