piwik no script img

Kopenhagener WeinhandlungTröstendes für kalte Tage

weinprobe

von Michael Pöppl

Der Name „Kopenhagener Weinhandlung“ könnte verwirren, im Weingeschäft vom Michael d’Aprile gibt es aber natürlich keine Gewächse aus Dänemark. Ende 2014 übernahm der gelernte Sommelier und Mitbetreiber der Grünberger Weinhandlung den alteingesessenen Laden „Nix wie Wein“, der im Kiez um die Kopenhagener Straße liegt. Das Angebot ist wie früher breit gefächert, aber „über 40 Prozent der Weine stammen von deutschen Produzenten“, betont d’Aprile. Neben günstigen Literflaschen und feinen Rieslingen, Sauvignon Blancs oder Grauburgundern für den Alltag sind auch Spitzengewächse aus dem Rheingau oder von der Mosel zu finden. Der Rest des Sortiments stammt meist aus Europa. Neben Deutschen und Österreichern stehen französische und italienische Klassiker sowie spanische und portugiesische Weine, dazu Champa­gner, Schaumweine und ausgewählte Whisky- oder Grappa-Sorten. Der Ausflug durch die spannendsten Weingebiete Europas führt auch in unbekanntere Regionen im Osten, d’Apriles „Liebhaberei“, wie er selbst sagt.

Einer dieser bisher weißen Flecken auf der Weinkarte ist Serbien. Die Weine aus dem Gebiet mit hierzulande wenig bekannter Weinbautradition bezieht der Geschäftsführer über seinen Mitarbeiter Lukas Ertl, einen gebürtigen Österreicher. Beim Urlaub mit seiner Freundin Brana, die aus Serbien stammt, entdeckte Ertl, wie gut und bodenständig die Winzer in der Region arbeiten, die zu Zeiten des Sozialismus vor allem Massenweine produzieren mussten. „Die serbischen Winzer haben schon in den frühen 90er Jahren wieder angefangen, sich auf traditionelle Anbaumethoden zu konzentrieren“, erzählt Ertl. Doch die meisten Weine wurden nur im Inland verkauft. Bei der nächsten Tour durch Serbien besuchte das Paar über 40 Weingüter, elf davon gehören heute zum Portfolio des kleinen Weinhandels der beiden jungen Gründer.

Um die Vielfalt der serbischen Weine kennenzulernen, empfehlen Ertl und d’Aprile den taz-Lesern zwei sehr unterschiedliche Produkte. Zum einen den Sofia Tamjanika vom Familienweingut Rajković, das seit knapp 300 Jahren existiert. Die Tamjanika-Traube, die auf Kalk und Felsen in der Region Župa wächst, ähnelt dem Muskateller, hat einen intensiven Eigengeschmack, die dem Wein Süße und Würze zugleich verleiht. Der Weißwein, der nur mit natürlichen Hefen vergoren wird, ist eine echte Offenbarung: Im Glas duftet er leicht süßlich-exotisch und etwas staubig, typisch Muskateller, im Mund entwickelt er dazu sehr feine Säure, man schmeckt Pampelmuse und grüne Wiesenkräuter. „Ideal zu Kastanien oder auch zu würzigem asiatischem Essen und Sushi“, empfiehlt Ertl. Im zweiten Glas duftet ein roter Cuvée Angel vom Weingut Budimir, einem inzwischen international renommierten Traditionsbetrieb. Über vierzig Jahre sind die Weinstöcke alt, an denen die dafür verwendeten Merlot-Trauben auf Lehm und Kalk wachsen, ein zehnprozentiger Anteil der autochthonen Prokupac-Traube sorgt für den besonderen Charakter. Ebenso wie die neuen und alten Fässer, in denen der Cuvée 30 Monate reifen darf. Im Glas entwickelt der „Engel“ eine intensive Beerigkeit mit einer Prise Kakao, auf der Zunge schmeckt man frische Waldbeeren, angenehme Tannine und Röstaromen von dunkler Schokolade. Ein tröstender und wärmender Wein für kalte Tage, der zu kräftigen Gerichten mit Knoblauch, Kräutern und Tomaten passt.

Kopenhagener Weinhandlung: Kopenhagener Str. 72, 10437 Berlin, Tel. 44 00 82 20, M.–Fr. 12–20 Uhr, Sa. 10 bis 18 Uhr, www.nixwiewein.de.

Angebot für taz-Leser: Beim Kauf von 12 Flaschen Sofia Tamjanika 2013 vom Weingut Rajković (0,7 Liter 9,90 Euro) oder vom Cuvée Angel 2011 vom Weingut Budimir (0,7 Liter 12,50 Euro) erhalten Sie eine Flasche gratis dazu.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen