: Mali sucht Terror-Verdächtige
Attentat Nach dem Überfall auf ein Hotel in Malis Hauptstadt Bamako wird nach drei verdächtigen Islamisten gefahndet. Untergrundkämpfer sind im ganzen Land aktiv
von Dominic Johnson
Es würden drei Verdächtige gesucht, aber „wir werden dazu nichts sagen“, so ein Sprecher der malischen Polizei. Am späten Freitagabend hatte sich die islamistische Terrorgruppe „Al-Mourabitoune“ zu dem Überfall bekannt. „Wir, die Mourabitoune, bekennen uns zu der Geiselnahme im Hotel mit Beteiligung unserer Brüder von al-Qaida im Islamischen Maghreb“, hieß es in einer Audiobotschaft, die den TV-Sender Al-Dschasira erreichte. Al-Mourabitoun, gegründet vom algerischen Warlord Mokhtar Belmokhtar, steht historisch al-Qaida nahe, hat dieses Jahr allerdings dem sogenannten Islamischen Staat (IS) Treue geschworen. Die Gruppe hat schon mehrfach in Mali zugeschlagen. Anfang März überfiel sie in Bamako ein bei westlichen Ausländern beliebtes Restaurant; fünf Gäste aus Frankreich und Belgien starben.
Der jetzige Überfall war klug geplant: Im Radisson Blu fand gerade Malis 6. Bergbau- und Ölmesse statt und es drängelten sich Investoren aus aller Welt. Manche davon mussten sich stundenlang verstecken und werden vermutlich so schnell nicht wieder nach Mali kommen. Eigentlich versucht die Regierung Malis nach Kräften, den Eindruck zu erwecken, als sei die schwere Krise der Jahre 2012–13 überwunden. Damals eroberten erst Tuareg-Rebellen die Nordhälfte des Landes, dann wurden sie von Islamisten verdrängt. Anfang 2013 musste Frankreich mit Tausenden Soldaten einmarschieren, um die Herrschaft der Islamisten zu zerschlagen.
Islamistische Untergrundkämpfer sind trotz eines Friedensschlusses für Nordmali immer noch aktiv, nun aber im ganzen Land. Damit unterläge auch der Einsatz weiterer Bundeswehrsoldaten im Norden des Landes nicht ohne Risiko. Die offizielle Mission der Deutschen liegt in der Hilfe bei der Ausbildung der Streitkräfte.
In den Tagen vor dem Hotelüberfall war das Hauptthema der Medien in Mali eine Massenentlassung fiktiver Polizisten – die Regierung hatte vor einem Jahr überprüft, ob alle Namen auf ihren Gehaltslisten wirklich existieren, und jetzt endlich 185 Namen gestrichen. Wer beweisen könne, dass er doch existiere, bekomme selbstverständlich sein Geld, versuchte die Regierung daraufhin aufgebrachte Polizisten zu besänftigen – kein ideales Klima für einen verstärkten Antiterrorkampf.
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