Harald Keller Der Wochenendkrimi
: Schlaflos
in
Wiesbaden

Hilfe von oben? Nicht für Kommissarin Heller (Lisa Wagner) Foto: ZDF

Kommissar Verhoeven (Hans-­Jochen Wagner) mag nichts essen. Wieder hat er schlecht geschlafen. Er redet im Schlaf unverständliches Zeug. Seine Frau will wissen, was ihn plagt. „Ich werde mich bemühen, im Schlaf deutlicher zu sprechen“, pariert er, ehe er aufbricht, um seinen täglichen Dienst bei der Wiesbadener Kriminalpolizei zu beginnen.

In den nächsten Stunden erwartet ihn alles andere als Routine. Ein vermeintlicher Amokläufer schießt auf Passanten und verschwindet unerkannt. Die Kollegin Winnie Heller (Lisa Wagner) will nur Geld aus dem Automaten holen, da stürmen bewaffnete Männer die Bank. Nicht nur die Anwesenheit Hellers, die hastig ihren Dienstausweis verschwinden lässt, macht den Überfall zur Ausnahme. Die Täter greifen nicht zum Bargeld, sondern entführen die Geiseln und sperren sie ins Untergeschoss eines verfallenen Industriegebäudes.

Es geht ihnen nicht allein ums Lösegeld. Das erkennen Winnie Hellers Kollegen bald. Der vom BKA abgestellte Unterhändler Richard Goldstein macht sich durch flapsiges Gerede und Rauchen unbeliebt; der ohnehin gereizte Verhoeven ist knapp davor, dem Mann eine Maulschelle zu verpassen. Spannungen auch bei den Tätern, bei denen nicht alles nach Plan läuft. Schließlich blendet die Erzählung immer wieder zu den Geiseln, deren Befindlichkeiten mit feinem Gespür erfasst werden.

Ein spektakulärer, aber glaubwürdiger Kriminalfall, der die auf Romanen von Silvia Roth basierende ZDF-Reihe um Winnie Heller und Hendrik Verhoeven fortsetzt und deren bereits hohes Niveau noch einmal übertrifft. Großen Anteil daran haben Regisseurin Christiane Balthasar und Kameramann Hannes Hubach, die das Geschehen gekonnt in eine kraftvolle Bildsprache der harten Kontraste nebst schnellen Zwischenschnitten auf vielsagende Details übersetzen.

„Kommissarin Heller: Schattenriss“, Sa., 20.15 Uhr, ZDF