: kurzkritik Jubiläum der Choralsänger
Herzlichen Glückwunsch zum 360. und 25. Jubiläum. Die Feierlichkeiten finden im Modernes statt. Also fix ausstaffieren zum republikanischen Staatsbürger in Uniform – mit dem inzwischen reichlich ausgewaschenen, aber standesgemäß ungebügelten T-Shirt der New Model Army (NMA). Ein Heer gegen Monarchie und Willkür der Herrschenden, 1645 gegründet, keine grölenden Söldner, sondern disziplinierte Truppen, die vor der Schlacht Choräle sangen.
1980 hat Justin Sullivan mit seiner energetischen Rockband eine würdige Nachfolgeorganisation für die New Model Army des Oliver Cromwell ins Leben gerufen. Die musiziert die Choräle zeitgemäß als Schnittmenge aus Punk, Northern Soul und Gitarrenpop. Mit kraftvoll ohrwurmiger Eindringlichkeit wird die Kampfbereitschaft beschworen. Temporeiches Grollen gegen eine arg ungerechte Welt – für eine Rebellion gegen jedwede Bevormundung. Das vereinzelte Individuum soll in der politisch und musikalisch korrekten Armee verheimatet werden.
Die Song- Parolen tanzen auf einprägsamen Melodien. Heraus geschrien mit dem Wüterich-Pathos eines NMA-Gelöbnisses werden sie zum kollektiven Erlebnis. Stadionrock, der gute. Freude durch Kraft. NMA bleibt NMA. Stagnation, die nicht langweilt. Denn Oberbefehlshaber Justin Sullivan wühlt sich leidenschaftlich durch die Songs, feiert die kerlige Erotik kehliger Tonbildung. Was die Rekruten zur Tanzwuselmenge aufstachelt. Ein Jubiläum? Ein Fest!
Jens Fischer