Abwahl einer Präsidentin

HOCHSCHUL-FRIEDE

Eine seit Monaten brodelnde Krise hat ein vorläufiges Ende gefunden. Am Mittwoch berief der externe Hochschulrat der an der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) deren Präsidentin Jacqueline Otten und Kanzler Bernd Klöver vom Posten ab. Von wachsenden Unstimmigkeiten über wichtige Konzeptionen und das Führungsverständnis spricht der Hochschulratsvorsitzende Eckart Kottkamp. Abgewählt hatte Otten und Klöver zuvor auch schon der interne Hochschulsenat, in dem Professoren, Studierende und Mitarbeiter vertreten sind.

Dass eine Hochschule ihre Leitung abwählt, kommt immer mal wieder vor. In Hamburg ist das so aber erst wuieder möglich, seit kurzem eine Gesetzesnovelle verabschiedet wurde. Für den neuen Stand der Dinge ist die Sache Otten der Präzedenzfall: Die Professorin für Modedesign hatte erst im März 2014 ihr Amt angetreten, mit großer Hoffnung und großen Zielen getan, sagt sie selbst. Und dass ihre Abwahl auch eine Entscheidung über Führungsstrukturen sei.

Umstritten war vor allem der Kanzler: Der seit 2005 amtierende Klöver, so die Kritik, habe hinter den Kulissen selbst das Ruder geführt und dabei Lehre und Forschung zu wenig Priorität eingeräumt. Eine Hochschule zu steuern bedeute „manchmal unpopuläre Entscheidungen zu treffen“, sagte Klöver selbst mal. Und das habe er nie gescheut.

Der HAW-Asta begrüßte das Aus für die beiden Führungskräfte als deutliche Absage an das Konzept vom „Unternehmen Hochschule“. Ottens Nachfolge müsse demokratischer geklärt werden, fordert der Informatik-Professor Thomas Schmidt, Mitglied des Hochschulsenats: Statt nur eine Kandidatin zu haben – wie damals bei Otten – müsse das Gremium diesmal unter mehreren wählen können. KAJ