piwik no script img

Unterm Strich

Wegen eines „Pegida“- und AfD-kritischen Theaterstücks sehen sich der Regisseur Falk Richter und die Berliner Schaubühne zunehmend Drohungen ausgesetzt. Nach Richters aktueller Inszenierung „Fear“ hatte der Autor Medienberichten zufolge in den vergangenen Tagen Morddrohungen erhalten. Das Gebäude der Schaubühne wurde beschmiert, außerdem gingen Drohanrufe ein. Zudem sollen von AfD-Anhängern Forderungen nach einer Absetzung des Theaterstücks laut geworden sein.

„Fear“ beschäftigt sich mit den Entwicklungen am rechten politischen Rand. Kritiker werfen dem Stück und seinen Machern vor, teilweise zu Gewalt aufzurufen. Rückendeckung erhalten Theater und Regisseur unterdessen vom Deutschen Kulturrat.

„Selbstverständlich ist die Aufführung von ‚Fear‘ durch die grundgesetzlich garantierte Meinungs- und Kunstfreiheit geschützt“, erklärte Kulturrats-Geschäftsführer Olaf Zimmermann am Mittwoch. Und selbstverständlich dürfe dem Druck aus der rechten Ecke zur Absetzung des Stückes nicht nachgegeben werden. „Künstler dürfen sich nicht nur, sie müssen sich gerade jetzt in die Debatten einmischen“, sagte Zimmermann. Die Inszenierung „Fear“ setze sich mit den rechtsnationalen und religiös-fundamentalistischen Strömungen im heutigen Deutschland mit den Mitteln der Kunst auseinander.

Die Dichterin Silke Scheuermann erhält den Bert-Brecht-Preis 2016. In den utopischen Gedichten der 42-Jährigen spiegle sich in faszinierender Weise die Gegenwart, begründete die Stadt Augsburg am Dienstag die Ehrung. Der Literaturpreis wird in Erinnerung an den in Augsburg geborenen Dichter Bertolt Brecht seit 1995 alle drei Jahre verliehen. Die Preissumme beträgt 15.000 Euro. Scheuermann wurde für ihre Lyrik-Sammlung „Skizze vom Gras“ 2014 bereits mit dem Hölty-Preis ausgezeichnet, der mit 20.000 Euro zu den höchstdotierten Lyrikauszeichnungen im deutschsprachigen Raum zählt. Die in Karlsruhe geborene Schriftstellerin lebt heute in Frankfurt am Main. Für ihre Werke erhielt sie in den vergangenen Jahren bereits etliche Preise.

Der Brecht-Preis soll beim Augsburger Brechtfestival (28. Februar bis 6. März 2016) überreicht werden. Die Auszeichnung geht an Schriftsteller, „die sich in ihrem literarischen Schaffen durch die kritische Auseinandersetzung mit der Gegenwart auszeichnen“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen