KUNST

KunstNoemi Molitorschaut sich in Berlins Galerien um

Schwarz-Weiß-Kontraste in Kohle, graue Betonwände, pechschwarze Textfetzen, das gleißendes Weiß von Neon-Röhren. In ihrer Einzelausstellung „Omitted Center“ in der Loock Galerie hat Natalie Stachon für ihre Auseinandersetzung mit den Gedichten und Texten von Emily Dickinson (1830–1886) und William S. Burroughs (1914–1997) ausschließlich unbunte Farben gewählt. Die Kohlezeichnungen „The History of Abberations“ (2014/2015) sind mit Fotografien verwechselbar, so realistisch sind sie gearbeitet. Sie zeigen umgestürzten Strommasten, die völlig von der nächtlichen Dunkelheit verschluckt sind – bis auf einzelne lichtüberflutete Balken und Kabel. Beim genauen Hinsehen wird an den schwarzen Stellen die samtig-matte Struktur der Kohle sichtbar, die sich gegen die hell strahlenden Auslassungen abhebt. Das wechselnde Absorbieren und Freigeben von Licht lässt sich analog zur Methodologie von Dickinson verstehen: Das „ausgelassene Zentrum“ nämlich steht für eine Herangehensweise an die Realität, die nicht in der direkten Benennung liegt, sondern im Umkreisen einer Sache, im Annähern über Zwischenräume. Dieses Rätselhafte, Fragmentarische spiegelt sich in Burroughs’ Cut-up-Verfahren, bei dem Sätze zerstückelt und neu zusammengesetzt werden. Einige dieser Elemente sind hier im Raum verteilt. In einer Videoarbeit sucht schließlich eine Gruppe Männer – dicht unter ein schweres, schwarzes Holzgerüst gedrängt – den Raum ab, wechselt die Richtung, tippelt synchron, strauchelt, schleppt sich weiter. Eine meditative Visualisierung des herumkreisenden, tastenden Suchens (Di.–Sa., 11-18 Uhr, Potsdamer Str. 63).

Bei Laura Mars provoziert dagegen Frank Meyer mit seinem entschlossenen Titel „Exactly This“. Seine abstrakt-geometrischen Acrylbilder bringen tatsächlich immer wieder die Linie auf den Punkt. Sauber gezogene Striche werden von kleinen Dreiecken und Punkten gehalten und entwickeln eine figürliche Ausstrahlung. Wie DAG, der mit „Minimal Concept“ die zweite Soloshow in den Galerieräumen zeigt, arbeitet auch Meyer mit Pastelltönen, die unerwartet lebhaft bleiben und so gar nicht gedeckt wirken. Neben seinen markanten Dreiecks- und Kreisformationen hat DAG großformatige Farbflächen ausgestellt, auf denen sich kleinste Punkte zerstäuben bzw. tausende kleine Kreise und Dreiecke so ausgemalt sind, dass sich ein Farbfeld ergibt, das sich spürbar bewegt. Eine anregende, vergnügliche Kombination zweier minimalistisch Ansatzweisen, die sich buchstäblich unterhalten (bis 14. 11., Mi.–Fr 13–19 Uhr; Sa., 14. 11.: Last View mit verlängerten Öffnungszeiten bis 20 Uhr, Bülowstr. 52).