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Archiv-Artikel

Kopper sieht Freytag schuldlos

FINANZKRISE Wegen dubioser Geschäfte wird der Konzernabschluss der HSH Nordbank ein zweites Mal geprüft. Bereits im Herbst 2007 gab es deutliche Zeichen für schwierige Lage

Die Frage ist geeignet Finanzsenator Michael Freytag in die Bredouille zu bringen

VON GERNOT KNÖDLER

Schon im Herbst 2007, ein Jahr vor Ausbruch der Finanzkrise, hat sich die HSH Nordbank in einer schwierigen Lage befunden. Das legt die Aussage des ehemaligen Aufsichtsratschefs Wolfgang Peiner (CDU) am Freitagabend im Untersuchungsausschuss der hamburgischen Bürgerschaft nahe. Aus dem gleichen Zeitraum datiert auch das „Omega-Geschäft“, mit dem die Bank ihre Bilanz für das Jahr 2007 gerettet hat. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) fand es so dubios, dass sie die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) jetzt beauftragt hat, den Konzernabschluss 2008 und den Finanzbericht zum ersten Halbjahr 2009 erneut unter die Lupe zu nehmen.

Die Frage, ab wann klar war, dass sich die Nordbank in ernsten Schwierigkeiten befindet, ist geeignet, den Hamburger Finanzsenator Michael Freytag in die Bredouille zu bringen. Der CDU-Landesvorsitzende saß bis zum Sommer im Aufsichtsrat der ehemaligen Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein. Noch im Herbst 2008 hatte er gesagt, die Nordbank sei „im Kern gesund“. Besonders die Abgeordneten der Opposition ärgert das, weil sie sich getäuscht und um ihre Handlungsmöglichkeiten gebracht fühlen. SPD und die Linke finden längst, dass Freytag zurücktreten müsste.

Peiners Aussage vor dem Untersuchungsausschuss stehe „in krassem Gegensatz“ zur Freytags Stellungnahme vor einem Jahr, findet SPD-Obmann Thomas Völsch. Nach Angaben verschiedener Medien räumte Peiner ein, dass die HSH Nordbank ihr Kreditgeschäft Ende 2007 bis fast auf Null herunter gefahren hat. Im November 2007 hatte der Nordbank-Vorstand erstmals eingeräumt, wegen der US-Immobilienkrise Geld abschreiben zu müssen. Anfang März 2008 gab sie bekannt, dass sie ihren Börsengang verschieben werde.

Ihre 2007er Bilanz hatte die Nordbank dadurch geschönt, dass sie faule Immobilienkredite kurzfristig aus der Bilanz auslagerte. Bei dem Geschäft musste sie 2008 eine halbe Milliarde Euro abschreiben. Wie die Bank mitteilte, ist dieses Omega-Geschäft der Grund dafür, dass die DPR erneut die Bilanz prüft.

Das Jahr 2007, in dem dieses Geschäft abgeschlossen wurde, bleibt dabei zunächst außen vor. „Wir dürfen immer nur den zuletzt gebilligten Jahresabschluss prüfen“, sagt Herbert Meyer, Präsident der DPR.

Unterdessen erwägt die Nordbank eine Klage gegen ehemalige Vorstände der Bank. „Wir prüfen das in Ruhe, sagt ein Sprecher. Vor einem Monat hatte der Aufsichtsrat zwei Vorstände wegen angeblicher Pflichtverletzungen entlassen. Aufsichtsratschef Hilmar Kopper stützte sich dabei auf ein Gutachten der Anwaltskanzlei Freshfields. Das gebe keinerlei Anlass, „bei früheren Aufsichtsräten nach Pflichtverstößen zu suchen“, sagte Kopper vergangene Woche.