Sturmfahndung

1. FC UNION BERLIN Zur Rückrunde weiht man die neue Tribüne ein – bringt das Mehr an Fans den Schub nach oben? ➤ Liga: 2 / Platz: 7 / Punkte: 27 / Spiele: 19

Uwe Neuhaus hätte die Spielzeit 2012/2013 in der 2. Fußball-Bundesliga am liebsten schon nach dem Auftaktspiel im August abgepfiffen. „Von mir aus könnte die Saison jetzt zu Ende sein“, sagte Unions Trainer nach dem 3:3-Remis seiner Mannschaft beim 1. FC Kaiserslautern. Die Eisernen aus Köpenick belegten nach dem Auftakt den 5. Tabellenplatz. Die Ränge fünf bis sieben hat Union als „ambitioniertes Saisonziel“ (Präsident Dirk Zingler) ausgegeben. 18 Spiele später überwintert Union auf dem 7. Platz im Soll. Was ist bis zum Saisonende noch möglich?

Saisonziel

Union hat sein Ziel nicht revidiert, obwohl der Klub bei der 2:4-Niederlage in Braunschweig im letzten Auftritt 2012 den Anschluss an die Aufstiegsplätze verpasste. Die Protagonisten: Viel wird 2013 von der Regiekunst des Union-Kapitäns Torsten Mattuschka (32) abhängen. Nach durchwachsenem Saisonstart, den der Spielmacher von der Ersatzbank aus verfolgen musste, hat sich der Routinier gesteigert. Als Lohn verlängerte Union den Vertrag mit „Tusche“ bis zum Saisonende 2014.

Knackpunkt

Union fahndet nach einem Stürmer. Die unter Vertrag stehenden Angreifer Simon Terodde, Silvio und Adam Nemec produzierten mit ihrer Torflaute anfänglich Sorgenfalten auf der Trainerstirn. Terodde erzielte im Verlauf der Hinrunde immerhin sieben Tore, Silvio nur eins, Nemec vier. Neuhaus testete Stefan Nijland (PSV Eindhoven) und Takuma Abe (FC Tokio) als potenzielle Verstärkungen – die passten aber nicht nach Köpenick. Auch in der Defensive muss sich Union steigern. 27-mal lag der Ball bereits im eigenen Tornetz – nur zweimal weniger als beim abstiegsbedrohten Dynamo Dresden.

Konkurrenz

Fünf Zähler trennen Union vom 1. FC Kaiserslautern auf dem dritten Platz, der zu Aufstiegsspielen berechtigt. Fans halten den Rückstand für aufholbar. Zumal zwischen Kaiserslautern und Köpenick Teams wie VfR Aalen (5. Rang) und Energie Cottbus (Platz 4) liegen, die kaum jemand in dieser Tabellenregion erwartetet hätte. Aber Union muss in den Rückspiegel schauen – dort brausen der 1. FC Köln oder MSV Duisburg nach holprigem Start heran.

Darauf kommt’s an

Am 1. Februar gastiert der Abstiegskandidat SV Sandhausen im Stadion Alte Försterei, das Fußballjahr in Köpenick beginnt dann erst richtig. Die neue Haupttribüne soll dann bezugsfertig sein – die Stadionkapazität schnellt auf 21.000 Plätze empor. Dann passen rund 6.000 mehr Menschen ins Union-Stadion, als die badische Gemeinde Sandhausen Einwohner hat. Und mit einem Heimsieg würde Union am 11. Februar mit extrabreiter Brust zum Derby bei Hertha BSC ins Olympiastadion reisen. Ein Erfolg beim Stadtrivalen würde die Eisernen wohl zu einer Aufholjagd in der Tabelle beflügeln.

JÜRGEN SCHULZ