Ein dickes Willkommen

Appell Die IG Metall macht sich stark für eine solidarischere Flüchtlingspolitik

FRANKFURT AM MAIN taz | Tim Höwig steht auf dem Podium und entschuldigt sich. „Wir würden uns freuen, wenn wir alle hier in diesen T-Shirts sitzen könnten“, sagt der 22-jährige Jugendvertreter. „Welcome Refugees“ steht auf ihnen und ein Großteil der Delegierten auf dem Frankfurter Gewerkschaftstag trägt es. Es wären noch mehr, wenn die IG-Metall-Jugend, die die Hemden am Montagnachmittag verteilt hat, sich nicht etwas verkalkuliert hätte. Sie hat zu wenige Hemden in XL mitgebracht – und XXL fehlt ganz. So geht manch stämmiger Gewerkschafter leer aus. Das täte ihm „ganz doll leid“, sagt Höwig.

Die Flüchtlingskrise bewegt auch die IG Metall. In diversen Reden wird sie seit Beginn des Gewerkschaftstags am Sonntag immer wieder thematisiert. Doch kein Wortbeitrag bewegte so, wie der des jungen Auszubildenden, der Elektroniker für Automatisierungstechnik in Salzgitter lernt. „Es gibt uns jetzt seit fast 125 Jahren, und unsere Geschichte ist geprägt durch Migration und durch Integration“, rief er den Delegierten zu. Einst seien aus „GastarbeiterInnen“ KollegInnen geworden. „Und gemeinsam machen wir die unglaubliche Stärke dieser Organisation aus.“ Der Beifall war groß, als Höwig scharf die Asylrechtsverschärfungen kritisierte und forderte, die IG Metall müsse „einstehen für eine gerechte und solidarische Welt, denn nur das ist der Schlüssel für mehr Menschlichkeit“.

Im Anschluss verabschiedete der Gewerkschaftstag per Akklamation eine Erklärung mit der Überschrift „Für eine solidarische Flüchtlingspolitik“. Darin heißt es: „Die Bewältigung der Flüchtlingskrise und auch der menschenwürdige Umgang mit den Flüchtlingen werden zu einem Prüfstein für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und für unsere Demokratie.“ Und weiter: „Ein Europa der geschlossenen Grenzen lehnen wir ab.“

Scharf kritisiert die IG Metall, dass manche Arbeitgeber versuchten, „die Gunst der Stunde zu nutzen, um unliebsame Regulierungen im Arbeitsmarkt wieder zurückzudrehen“. Eine Aufweichung des Mindestlohns sei mit der Gewerkschaft „nicht zu machen“. Pascal Beucker