Wochenübersicht: Bühne : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Mit den Aufführungen im HAU ist es wie mit Düsenjägern. Man hört ein Geräusch, und kaum, dass man zum Himmel guckt, ist das Flugzeug schon vorbeigeflogen. So sind auch die HAU-Stücke meist weg, ehe man sie überhaupt wahrgenommen hat. Deshalb aufgepasst: In dieser Woche fliegt die Schweizer Dokutheatertruppe Schauplatz International mit „Atlas of Catastrophes – The Beauty of Desaster“ im HAU 3 ein, um die Zusammenhänge von Wirklichkeitskonstruktion und Katastrophen zu beleuchten. Ein zweites HAU-light ist das Gastspiel von Alvis Hermanis Frankfurter Inszenierung seiner Theaterbearbeitung von Vladimir Sorokins Roman „Das Eis“ im HAU 2: Eine fantastische Zeitreise durch Moskau, die zwischen Hellsicht und Wahn oszillierend durch die Totalitarismen der letzten 80 Jahre führt. Im Übrigen gehört die Woche dem Tanztheater. Im Dock 11 zeigen Maya Lipsker und Melanie Lane ihren Tanzabend „Take Two“, in der Tanzfabrik gibt es ab Samstag Irina Müllers und Diego Gils choreografische Suche nach den Grenzen zwischen Abstraktion und Emotionalität „Emotional Architecture of Movement“ und Ligia Soares Tanzperformance „Origins of a Crisis“ zu sehen. Und schon mal was von „Danton’un Ölümü“ gehört? Das ist der türkische Titel von Büchners Revolutionstragödie „Dantons Tod“, die Roberto Ciulli in Istanbul als schaurig buntes Jahrmarktsspektakel inszeniert hat. Im Zentrum steht der schwergewichtige Engin Alkan als sinnlicher und brutal-lebenshungriger Danton. Ciullis Aufführung trägt außerdem der Tatsache Rechnung, dass den Türken ihre Vergangenheit als Militärdiktatur und der islamistische Terror näher als die Geschichte der Französischen Revolution sind. Am Sonntag ist die Inszenierung des großen Theaterbotschafters Ciulli, der schon in Teheran und Bagdad inszenierte, am Berliner Ensemble zu sehen.