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Unterm Strich

Deutsche Kulturschaffende befürchten drastische Folgen durch das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP. „Wenn TTIP nach dem heutigen Verhandlungsstand abgeschlossen wird, werden alle Lebensbereiche total kommerzialisiert. Das würde zu einer dramatischen Verarmung unserer kulturellen Vielfalt führen“, sagte Prof. Christian Höppner, Präsident des Deutschen Kultur­rates, am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt.

„TTIP ist mehr als Chlorhühnchen“, sagte Höppner, der als Präsident des Dachverbands für 246 Kulturorganisationen in Deutschland spricht. Der Abbau von Handelsschranken für den transatlantischen Handel sei nur ein Aspekt. TTIP betreffe auch die Felder Kultur, Bildung und Wissenschaften. Das Abkommen ziele darauf, „Kultur dem wirtschaftlichen Verwertungsprozess zuzuführen“. Dabei werde nationales Recht ausgehöhlt: „Die Kulturhoheit können, wir salopp gesagt, in der Pfeife rauchen.“

Öffentliche Förderung von Bildung, Wissenschaft und Kultur sei mit TTIP „überall dort nicht mehr möglich, wo es noch einen weiteren Marktteilnehmer gibt“. Öffentliche und private Musikschulen müssten beispielsweise beide die gleiche Förderung bekommen. Das klinge nach Gerechtigkeit, bedeute aber, dass alles, was sich rechne, privat betrieben werde. Für öffentliche Anbieter bleibe das, was sich nicht rechne. „Da kann man sich vorstellen, wie schnell die vor dem Aus stehen.“

Hollywood-Star Leonardo DiCaprio (40) ist für den Dreh eines Dokumentarfilms über Klimawandel nach Indien gereist. Der Schauspieler interviewte etwa die Direktorin des Zentrums für Wissenschaft und Umwelt Sunita Narain in Neu-Delhi. „Der Besuch war extrem geheim“, sagte ein Mitarbeiter des Zentrums. Einen öffentlichen Auftritt DiCaprios gab es nicht. Der 40-Jährige engagiert sich seit 2014. Er ist Friedensbotschafter der Vereinten Nationen und macht sich vor allem für Klima- und Umweltschutz stark.

Das Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm hat 2015 seinen Besucherrekord geknackt. Zum Abschluss des Festivals am Sonntag wurden in der zurückliegenden Woche rund 48.000 Gäste gezählt. Das waren demnach gut 4.000 mehr als 2014. Am Samstagabend wurden die Preise des renommierten Festivals vergeben. Der Hauptpreis, die Goldene Taube für den besten internationalen Dokumentationsfilm, ging an den polnischen Filmemacher Wojciech Starońfür sein Werk „Brothers“.

Insgesamt wurden bei der 58. Ausgabe des DOK Leipzig 19 Preise in einer Gesamthöhe von 75.500 Euro vergeben, darunter sieben Goldene Tauben. Wie die Veranstalter mitteilten, waren mehr als 100 Filmvorstellungen ausverkauft. Der Besucherzuwachs in diesem Jahr sei aber vor allem der neuen interaktiven Ausstellung „DOK Neuland“ auf dem Marktplatz in der Leipziger Innenstadt zu verdanken gewesen.

DOK Leipzig ist nach eigenen Angaben das größte Dokumentarfilmfestival in Deutschland und das älteste der Welt. In diesem Jahr wurden 316 Produktionen aus 62 Ländern gezeigt. Ein Schwerpunkt war die Flüchtlingskrise.

Die meist lebensgefährliche Reise zentralamerikanischer Einwanderer auf ihrem Weg in die USA dokumentiert die Fotoausstellung „Unsichtbare Opfer“, die das Auswanderermuseum „Ballinstadt“ auf der Hamburger Veddel diesen Mittwoch eröffnen wird. Sie zeigt das Schicksal Tausender Migranten ohne Aufenthaltspapiere auf ihrer Flucht durch Mexiko, wie das Museum am Mittwoch mitteilte. Mehr als 30 Bilder, Texttafeln und ein Filmbeitrag dokumentieren bis 30. Dezember die Situation in den Herkunftsländern und die Reise durch Mexiko. Die Sonderausstellung ist Teil einer Kampagne von Amnesty International gegen Entführung, Vergewaltigung, Erpressung und Mord und dokumentiert die Menschenrechtsverletzungen an Migranten in Mexiko. Der Eintritt ist frei.

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