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Streiks drohen ab Ende der Woche

Tarifkonflikt Die Lufthansa und die Gewerkschaft der Flugbegleiter streiten über künftige Renten

BERLIN taz | Die Gewerkschaft der Flugbegleiter UFO droht nach den am Samstag gescheiterten Verhandlungen mit der Lufthansa mit Streik. Am Montag wird die Gewerkschaft der Fluglinie ein letztes Angebot unterbreiten und Details zum geplanten Ausstand vorlegen, sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft, Nicoley Baublies, zur taz. Ab Ende der Woche könnten die ersten Maschinen am Boden bleiben.

UFO vertritt rund 25.000 Flugbegleiter, die bei der Lufthansa oder ihren Töchtern tätig sind. Seit zwei Jahren verhandeln beide Seiten über ein Gesamtpaket für den Konzern­um­bau. Die Lufthansa muss sich neu aufstellen, weil sie zwischen Luxuslinien und Billiganbietern zerrieben wird. Teil des Umbaus ist die Einrichtung der Billig­linie Eurowings mit schlechteren Konditionen für Beschäftigte.

Am Samstag waren die Tarifparteien in der Frankfurter Konzernzentrale der Lufthansa zu – vorerst – letzten Gesprächen zusammengekommen. „Wir sperren uns nicht gegen den Umbau“, sagte UFO-Chef-Baublies. Die Gewerkschaft sei zu Kürzungen in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrags bereit gewesen. Geplatzt sind die Verhandlungen vor allem an der Frage der künftigen Betriebsrenten. Die Lufthansa will keine festen Rentenzusagen mehr geben, sondern Beiträge für die Beschäftigten zahlen. Damit werden Pensionsbelastungen kalkulierbarer. Die Höhe der späteren Renten hängt aber von der Entwicklung der Kapitalmärkte ab. UFO fordert eine Beitragshöhe, die nicht zu massiven Rentenverlusten führt. Bei ihrem ­Angebot geht die Lufthansa von einer jährlichen Zinsentwicklung von 5,5 Prozent aus. „Das ist völlig unrealistisch“, sagte Baublies.

UFO hatte laut Baublies für Sonntag weitere Gespräche angeboten. Das habe die Konzernführung aber abgelehnt. „Die Lufthansa will keine Einigung“, sagte er. Der Konzern befindet sich mit verschiedenen Berufsgruppen in schwierigen Verhandlungen, unter anderem mit Cockpit für die Piloten. „Die Konzernführung will auf der anderen Seite endlich Verlierer sehen“, sagte Baublies.

Die Lufthansa bestreitet, dass Funkstille herrscht. „Wir sind weiter im Gespräch“, sagte eine Sprecherin. In einer Verlautbarung erklärte der Konzern, es sei „nicht nachvollziehbar“, dass UFO zu Streiks aufrufen wolle. „Wir haben für die Versorgungstarifverträge ein Angebot vorgelegt, das für die Mitarbeiter erhebliche Chancen bietet und zu den besten unserer Branche zählt“, so das für Personal zuständige Vorstandsmitglied Bettina Volkens. Die Lufthansa prüft, ob sie für in Frage kommende Themen eine einseitige Schlichtung anruft.

Sollten die Streikpläne konkret werden, wird die Airline alle juristischen Mittel nutzen, um einen Ausstand des Kabinenpersonals zu verhindern, erwartet Baublies. Er glaubt aber nicht, dass der Lufthansa das gelingt. „Wir sind darauf vorbereitet“, sagte er. Anja Krüger

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