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OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Was passiert, wenn Kreativität und psychische Störungen miteinander einhergehen, Talentlosigkeit auf milden Geschäftssinn trifft, zeigt Regisseur Lenny Abrahamson in der Tragikomödie „Frank“ (2014). Der ambitionierte Hobbykeyboarder Jon (Domhnall Gleeson) trifft auf die obskure Rockgruppe Soronprfbs, deren Sänger Frank (Michael Fassbender) stets einen großen Pappmachékopf trägt. Dass Jon vor allem deshalb Mitglied der Band wird, weil sein Vorgänger in die Anstalt eingeliefert wurde, könnte ihm zu denken geben – tut es aber nicht. Die Abenteuer der Band sind hinreichend absurd, doch die schauspielerischen Leistungen von Gleeson, Fassbender und Maggie Gyllenhaal (als Musikerin Clara) machen den Film, der Mediengeilheit und nicht zuletzt den bedingungslosen Glauben an falsche Gurus aufs Korn nimmt, wirklich bewegend (OmU, 2. 11., 21.45 Uhr, 3. 11., 21.30 Uhr, Babylon Mitte).

Ob Daniel Craig nach „Spectre” noch einmal in die Rolle von James Bond schlüpfen wird oder überhaupt will, bleibt abzuwarten. Eigentlich sieht der Film eher wie ein Abschluss aus. Bevor „Spectre“ jetzt in die Kinos kommt, kann man noch einmal Craigs erstes Bond-Abenteuer sehen: „Casino Royale“ aus dem Jahr 2006 machte ernst mit dem damaligen Neustart, entschlackte die Serie von Ironie und Gimmicks und schickte einen physisch ziemlich fitten Bond zum dramatischen Pokerspiel mit Erzschurke Le Chiffre (OmU, 1. 11., 17.30; OF, 2. 11., 22 Uhr, Filmrauschpalast).

Bully Herbigs Realverfilmung „Wickie und die starken Männer“ (2009) kommt mir in den Sinn, weil ich kürzlich einen der Drehorte besuchte: den schönen Walchensee im Voralpenland, der als tiefer Bergsee vor eindrucksvoller Gebirgskette sehr gut jeden nordischen Fjord doublen kann. Herbigs Crew baute dort das Wikingerdorf Flake auf – einige der Kulissen wurden später als Touristenattraktion in den ebenfalls Walchensee heißenden Hauptort versetzt. Goe­the war übrigens auch schon mal da (nein, nicht in Flake, sondern in Walchensee) und begegnete dort einer elfjährigen Harfnerin, was am Beginn seiner „Italienischen Reise“ nachzulesen ist und mit „Wickie“ überhaupt nichts zu tun hat. Zurück zum Film: Herbig nimmt die auf den Kinderbüchern von Runer Jonsson basierende Geschichte des ängstlichen kleinen Wickie, der mit seinem großspurigen Vater Halvar und dessen Mannen auf große Fahrt geht, durchaus ernst und schafft einen gut besetzten und amüsanten Abenteuerfilm für Kinder, die sich mit dem cleveren Helden identifizieren können (29. 10., 10 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

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