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THEATER

TheaterEsther Slevogtbetrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen

Die Vagantenbühne in Charlottenburg besitzt immer noch etwas von der existenzialistischen Aura der unmittelbaren Nachkriegsjahre, in denen sie gegründet wurde. 1949 zog die kleine Bühne noch mit religiös angehauchten Stücken durch die gottverlassene Ruinenlandschaft im Nachkriegsberlin. Seit 1956 residiert das inzwischen älteste Berliner Privattheater in einer Art Katakombe an der Charlottenburger Kantstraße zwischen Delphi-Kino und Theater des Westens. Nebenan (in einem ehemaligen Tanzlokal aus den 1920er Jahren) befindet sich der legendäre Westberliner Jazzclub „Quasimodo“, in dessen glorreicher Geschichte schon Größen wie Chet Baker und Dizzy Gillespie auftraten und wo auf dem Höhepunkt seiner Karriere auch der Rockmusiker Prince nach einem Berlin-Konzert einmal eine unangekündigte After-Show-Session gab. Immer wieder in Dornröschenschlaf gefallen, ist dieses Stück Untergrund zwischen Fasanenstraße und S-Bahn-Viadukt schwer authentisch und einer der letzten Orte, wo noch ein Hauch von Alt-Berlin überlebt hat.

Hier hat am 1. 11. „Menschen im Hotel“ Premiere, ein Stück nach dem berühmten Roman von Vicki Baum aus dem Jahre 1929. In den 1920er Jahren angesiedelt, handelt es von vereinsamten Großstädtern und anderen ortlosen Seelen in der Massengesellschaft. Schauplatz ist ein Berliner Luxushotel, in dem ein paar illustre Gestalten für kurze Zeit aufeinandertreffen, ohne sich wirklich zu begegnen. Und weil gleich neben der Va­gantenbühne ein weiterer legendärer Charlottenburger Schauplatz sich als ideale Spielstätte anbot, finden Teile des Theaterabends im Hotel „Savoy“ in der Fasanenstraße statt. Unter Gästen des „Savoy“ waren so berühmte Menschen wie Helmut Newton, Romy Schneider, Maria Callas oder Greta Garbo, mit der es auch eine berühmte Verfilmung von „Menschen im Hotel“ aus dem Jahr 1932 gibt (Va­gantenbühne: „Menschen im Hotel“, Premiere 1. 11., 18 Uhr).

Einsam ist auch der kleine Moritz in seinem gehetzten und unbeachteten Kinderleben. Eines Tages verschwindet er daraus und sucht Unterschlupf in einer Litfaßsäule, wo er eine sprechende Katze und später auch noch eine Zirkustänzerin kennenlernt. So zumindest will es der Plot des berühmten DDR-Kinderfilms „Moritz in der Litfaßsäule“ aus dem Jahr 1983, an dessen Ende natürlich alles wieder gut wird! Im Theater an der Parkaue kommt die Geschichte nun (für Menschen ab 8) auf die Bühne – und eröffnet als Auswärtsspiel die Interimsspielstätte im Prater. Denn das Haupthaus an der Parkaue wird saniert (Theater an der Parkaue im Prater, Kastanienallee 7–9, Premiere 31. 10., 16 Uhr).

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