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Archiv-Artikel

Geld vom Frauenflüsterer

FRAUENHÄUSER Der Senat saniert Fluchtorte für Frauen und stellt ihre Finanzierung auf eine langfristige Basis. Die Opposition nörgelt trotzdem

Frauenhäuser in Zahlen

■ Fünf Frauenhäuser gibt es in Hamburg, davon vier autonome und eines des Diakonischen Werkes – mit je 30 bis 61 Plätzen für Frauen und deren Kinder.

■ Hamburg fördert die Frauenhäuser jährlich mit insgesamt 1.959.000 Euro und gewährt auch für 2013 und 2014 keinen Inflationsausgleich und Tarifzuschlag.

■ 765 Frauen und 583 Kinder haben 2011 Zuflucht in einem Frauenhaus gefunden. Maximal 194 Personen können zeitgleich aufgenommen werden. Ein Viertel der Frauen blieb 2011 länger als drei Monate.

Er sei schon „beeindruckt“ gewesen, erinnert sich Sozialsenator Detlef Scheele (SPD), als er zu Beginn seiner Amtszeit eines der fünf Frauenhäuser in der Stadt besuchte. Nicht davon, dass sie ihn als Mann reingelassen hätten. Auch nicht vornehmlich nur von den engagierten Mitarbeiterinnen – das natürlich auch. Vor allem aber von dem erschreckenden „baulichen Zustand und der räumlichen Situation“, in der die hier untergebrachten Frauen leben müssten.

Da habe er eben ganz spontan das Versprechen gegeben, das bald zu ändern. Und da dieser Senat seine Versprechen ja halte, sei es nun endlich soweit: Hamburg wird alle fünf Frauenhäuser der Stadt schrittweise sanieren und modernisieren. Trotz Sparmaßnahmen seien für die anstehende erste Bauphase 730.000 Euro bewilligt worden, um die Wohnsituation der Frauen und Kinder zu verbessern, freut sich Scheele.

In der ersten Phase sollen bis Ende 2013 Toiletten, Heizungen, Fenster und Fassaden saniert werden. In einer zweiten Bauphase sollen 2013 und 2014 mindestens 1,3 Millionen Euro investiert werden. Eines der Frauenhäuser bekommt einen neuen Anbau.

Zudem seien die Zuwendungen für die Häuser für die 2013 und 2014 bereits bewilligt worden. „Scheele, der Frauenflüsterer“ kommentiert da eine Zuschauerin die Performance des Sozialsenators. Dass er zuvor das geplante Wohnprojekt für von Zwangsheirat bedrohte Frauen eingestampft hat, um diese Mittel zusammenzukratzen, lässt Scheele diesmal besser unerwähnt – das könnte seine kraftvolle Botschaft auch irgendwie abschwächen.

Und dass die Frauenhäuser mit ihren 194 Plätzen seit Jahren überfüllt sein sollen, lässt er gar nicht erst gelten, schließlich betrage ihre durchschnittliche Auslastung gerade mal schlappe 94,9 Prozent. Dass „in solchen Kriseneinrichtungen die Belegung nicht über 80 Prozent liegen“ dürfe, damit „rund um die Uhr Platz für Notfälle ist“, wie die Kersten Artus von der Linkspartei sagt, sei ohnehin nur linkes Wunschdenken.

„Wir sind gut aufgestellt und die Kapazitäten reichen aus“, lässt Scheele hier keinen Widerspruch gelten. Auch nicht den der andauernd herumnörgelnden Grünen, die prompt wieder kritisieren, „die Personaldecke“ in den Häusern sei viel zu „dünn“ und alles ohnehin nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“. Schließlich habe er, Detlef Scheele, sich persönlich „darum gekümmert“, die Finanzierung der Frauenhäuser „dauerhaft abzusichern“.  MARCO CARINI