piwik no script img

„Kulinarik ist eine Kulturform“

LEBENSMITTEL Lokale ErzeugerInnen stellen in der „Kulturküche“ ihre Produkte vor

Foto: Privat
Lars Wolf

39,Mikro­biologe, ist beim Projekt Kulturkueche. Er selbst stellt den Ingwer-Likör „Kalabums“ her.

taz: Herr Wolf, was darf man sich unter einem „kulinarischen Co-Working-Space“ vorstellen?

Lars Wolf: Das Lebensmittelrecht schreibt vor, dass eine gewerbliche Küche genutzt werden muss, um ein Produkt zu vertreiben. Daran scheitern allerdings viele kleinere Produzenten. Vom Verein „Kulturküche“ stellen wir ihnen also eine solche gewerbliche Küche gegen Miete zur Verfügung. Damit soll möglichst wieder andere Kultur finanziert werden.

Ist die Küche ausgebucht?

Wir haben den Raum seit zwei Monaten, die Lebensmittelaufsicht war da und wir sind betriebsbereit. Die Miete kostet 10 bis 12 Euro die Stunde, das soll die Selbstkosten decken.

Was passiert beim heutigen „Kitchen Tuesday“?

Im Lebensmittel-Bereich tun sich unglaublich viele neue Dinge auch in Bremen, vom Craft-Beer über den selbst gerösteten Kaffee, von Dattel-Snacks bis zu afrikanischen Soßen. Wir wollen eine Plattform bieten, wo Erzeuger solcher neuen Produkte, aber auch Interessierte sich treffen können.

Wie ein Kochkurs-Stammtisch?

Es ist ein Netzwerk-Treff, um Erfahrungen auszutauschen oder auch Kooperationen zu ermöglichen, gerade für kleine Start-Ups und junge UnternehmerInnen. Kulinarik ist für uns eine Kulturform.

Also geht es mehr als ums Geschäft?

Lokale Produkte sollen über die gemeinschaftliche Küche verfügbar gemacht werden, aber die lokalen Produzenten auch mit den Konsumenten in Kontakt kommen. Ich kann in einen direkten Austausch mit dem Erzeuger treten und ihn kennenlernen – damit ich weiß, was ich kaufe. Wertigkeit ist bei den kleinen Kulinarikern immer das Problem: Die Leute sehen den Preis und wollen wissen, warum das Produkt so viel wert sein soll.

Ist das Projekt mehr eine Sachen für Besserverdienende?

Wenn ich mich umschaue, muss ich sagen: nein, im Gegenteil. Die Leute, die hier in der Kulturküche zusammenkommen, wollen neue Wege finden, sehen die Selbstständigkeit auch als Befreiung, aber haben nicht unbedingt den Anspruch, schwer reich zu werden.

Interview: jpb

19 Uhr, Teerhof 20, www.kulturkueche.org

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen