Berliner Szenen: Man steckt ja nicht drin
„Viva la vulva!“
Für die nächste PorYes-Award-Verleihung muss unbedingt ein Austern-Sponsor als Caterer an den Start! Schließlich gleicht der Preis einer Auster, die symbolisch für die Vagina steht – „salty and cunty“ nennt es Initiatorin Laura Mérrit vor dem Hackesche- Höfe-Kino-Publikum am Samstagabend. „Viva la vulva!“, ruft Mérrit in den komplett ausverkauften Saal, zeigt das Victory- und Vulva-V, und vielleicht sollte man hier auch das angeblich aus der Jugendsprache stammende „voll porno!“ benutzen, aber das ist bestimmt einer von diesen Slangausdrücken, die schon wieder out sind, wenn die Duden-Redaktion sie entdeckt hat.
Einer der Fem-Porn-Gütesiegel-Preise, die zum vierten Mal verliehen wurden, geht an den tollen Trans-Mann und Pornoproduzenten Buck Angel. In einem Filmausschnitt aus seinem Werk wird Buck von einer zauberhaften Dame mit beeindruckender Oberweite angesprochen, die ohne Umschweife zur Sache kommt: „Hey, ich finde dich sexy, du findest mich sexy – lass uns Sex haben. Aber ich muss dir noch etwas sagen: I’m a chick with a dick!“ „Kein Problem“, antwortet Buck, „I’m a dude with a pussy!“. Woraufhin beide eine konsensuale und spektakuläre Nummer schieben, sieht jedenfalls so aus, man steckt ja nicht drin. Ein weiterer Award geht an eine Regisseurin, die das Squirting-Genre für sich entdeckt hat, und so summen wir auf dem Weg zur Aftershow-Party im Sophienclub eine leicht abgeänderte Version von „Flieger, grüß mir die Sonne“: „Wir flirten nicht / wir squirten / was immer auch geschieht / durch Wind und Wetter / klingt das Fliegerlied!“
Apropos kinky Assoziationen: Das „Muschiballett“, das auftreten sollte, hat anscheinend schon ausgetanzt, als wir ankommen, also strolchen wir in eine Bar und schauen dem üblichen Klötenschunkeln an der Theke zu. Schade. Jenni Zylka
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