: "Töten gehört zur Natur dazu"
Die drei Fragezeichen
1Warum werden Zootiere umgebracht, die topfit sind?
Steven Seet: Zoos haben begrenzt Platz, man hat daher zwei Möglichkeiten: Entweder man verhindert, dass sich die Tiere vermehren. Tiere sind aber zur Reproduktion veranlagt. Wenn sie dem nicht nachgehen, steigt zum Beispiel ihr Krebsrisiko. In Dänemark hat man deshalb entschieden, dass sich Tiere fortpflanzen dürfen. Dann gibt es natürlich irgendwann zu viele, und eine Tötung der Überzähligen wird notwendig. In Deutschland ist das aber nicht erlaubt.
2Wie wird stattdessen der Bestand kontrolliert?
Mit Verhütungsmitteln. Noch eine Möglichkeit ist, Tiere mit anderen Zoos zu tauschen. Das wird regelmäßig gemacht. Nicht nur bei Überschuss, auch wenn sich Tiere nicht vertragen oder bei Inzuchtgefahr. Das geht europaweit. Im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) werden Tausche organisiert. Das funktioniert aber nicht immer. Letztes Jahr wurde im Zoo von Kopenhagen eine Giraffe getötet. Die hatte man angeboten, niemand wollte sie haben.
3Die Löwin wurde öffentlich vor Kindern seziert. Verstehen Sie die Empörung darüber?
Zoos haben zwei Aufträge: Biodiversität und Bildung. Die Kollegen in Dänemark haben dazu eine entspannte Einstellung: Das Publikum soll lernen, dass getötet werden zur Natur gehört, dass es eine Regulierung gegen Überbevölkerung gibt. Warum sollen das nicht auch Kinder erfahren?
INTERVIEW Peter Weissenburger
Steven Seetist Sprecher des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin
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