: Dampf und dicke Haut
Energetisch sanieren Wer die Heizkosten senken will, erzielt manchmal auch bei kleineren Eingriffen beträchtliche Effekte
Von Lars Klaaßen
Wenn die Heizkostenabrechnung vom vergangenen Winter auf den Tisch kommt, ärgern sich viele über die Höhe der Heizkostenabrechnung. Kein Wunder, denn die stetig steigenden Preise fossiler Brennstoffe schlagen mächtig ins Kontor: Rund 87 Prozent der benötigten Energie in Haushalten entfällt auf die Erzeugung von Wärme – davon wiederum 75 Prozent auf die Raumheizung. Wer ein eigenes Heizungssystem in Betrieb hält und mit dem richtigen Know-how Hand anlegt – oder Fachleute machen lässt –, kann den Kostenschock für kommende Winter abwehren.
Eine Erdgasheizung etwa lässt sich so weit optimieren, dass der Staat dafür Fördergelder zahlt – wegen der CO2-Reduzierung. Entsprechende Werte erreicht man mit einem Brennwertkessel. Er nutzt die Energie des Wasserdampfes, der bei der Verbrennung von Erdgas entsteht. In herkömmlichen Heizkesseln wird dieser Dampf ungenutzt über die Abgase abgeführt. Die für dessen Erzeugung verheizte Energie geht verloren. Bei der Brennwerttechnologie werden die Abgase dagegen so weit heruntergekühlt, dass das im Dampf enthaltene Wasser kondensiert. Dabei wird die entsprechende Energie wieder freigesetzt. Bei Erdgas liegt der Wirkungsgrad laut Öko-Institut bis zu 11 Prozent höher als bei herkömmlichen modernen Heizungssystemen. Gegenüber einer Altanlage kann die Einsparung bei bis zu 40 Prozent liegen. Die Stiftung Warentest rät zum Tausch, wenn der Kessel älter als 15 Jahre ist.
Auch kleine, kostengünstige Maßnahmen können das Eigenheim schon deutlich effizienter machen. Das Öko-Institut empfiehlt Hausbesitzern fünf Schritte, um die größten Schwachstellen auszubügeln:
– An allen Heizkörpern Thermostatventile anbringen: Damit lässt sich die gewünschte Wärme präzise in jedem Raum separat einstellen, was bis zu 20 Prozent Energieersparnis bringen kann.
– Die Heizungsrohre dämmen: Bei Verteilungsrohren, die in ungeheizten Räumen liegen, ist das ohnehin gesetzlich vorgeschrieben. Laut Öko-Institut können so „erhebliche Energiemengen“ eingespart werden.
– Eine witterungsgeführte Regelung einbauen: Die Vorlauftemperatur des Heizkessels passt sich entsprechend an.
– Den Tagesrhythmus der Heizung an den der Hausbewohner anpassen: Wenn niemand da ist oder alle schlafen, regelt die Heizung die Temperatur selbstständig herunter.
– Die Heizung regelmäßig vom Fachmann warten lassen: Dann arbeitet sie effektiver. Bei dieser Gelegenheit gleich die Heizkörper entlüften lassen, auch das spart Energie.
Die beste Heizanlage nutzt aber nur wenig, wenn die Wärme durch die undichte Außenhaut des Eigenheims entschwindet. „Ein sehr gut gedämmtes Haus kann im Winter unter optimalen Bedingungen fast die Hälfte der Heizkosten einsparen“, informiert das gemeinnützige Beratungsportal co2online.de. 15 bis 20 Prozent der Heizenergie gehen durch ein unzureichend gedämmtes Dach. Ein häufig unterschätztes Wärmeleck ist auch der Keller. Darüber schwinden im Schnitt 5 bis 10 Prozent Heizenergie. Altbauten verlieren über Fenster und Außenwände bis zu 25 Prozent Energie. Wer die Fassaden dämmt, kann 10 bis 20 Prozent einsparen. „Auch wenn eine nachträgliche Wärmedämmung zum Standardprogramm für Hausbesitzer gehört, die Energie und Kosten sparen wollen – Lösungen von der Stange gibt es nicht“, so co2online. „Denn jedes Gebäude ist anders.“ Deshalb sollten Fachleute konsultiert werden, die beurteilen können, wo welcher Dämmstoff wie angebracht wird. Professionelle Lösungen verhindern, dass es später Ärger mit Schimmel gibt.
Wer es sich beim Energiesparen ganz leicht machen möchte, kann auch die alten Glühbirnen gegen Energiesparlampen und LED austauschen. Die neuen Leuchtkörper verbrauchen im Vergleich zu ihren betagten Verwandten zwar nur einen Bruchteil des Stroms. Doch da Beleuchtung im Schnitt nur ein Prozent des Energieverbrauchs in Haushalten ausmacht, wird der Effekt sich in Grenzen halten. Relevanter sind da schon Kühlschrank, Waschmaschine und Co. Elektrogeräte kommen statistisch auf einen Anteil von immerhin 12 Prozent. Gerade bei älteren Modellen kann eine Neuanschaffung sich bald amortisieren.
Ausführliche Informationen über technische Aspekte der energetischen Sanierung, Förderprogramme und Energiespartipps stehen auf dem gemeinnützigen Beratungsportal co2online.de
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