: Bilder und Wahn
Julius Klingebiel (1904-1965), von dem die Bilder dieses Schwerpunkts stammen, hat mit der Wandmalerei um 1951 begonnen. Er war nicht Insasse eines florentinischen Klosters, wie Fra Angelico, nicht eines Anwesens in der Lüneburger Heide, wie Johann Michael Bossard, und baute sich auch nicht, wie Kurt Schwitters, eine wuchernde Hülle. Er war Insasse der Göttinger Psychiatrie: Seine 1963 beendete Ausmalung der Zelle 117 im „Festen Haus“ wurde lange nur als Symptom gelesen. Mittlerweile tourt ein Nachbau durch Europa, aktuell ist er in Wien zu sehen, und man beginnt Klingebiels Malerei als Kunst zu entziffern.
In die Psychiatrie eingeliefert wurde der Schlosser und SA-Mann Klingebiel – neben Hirschen gehört Hitler zu seinen wiederkehrenden Motiven – nach einem Gewaltanfall 1939. Schizophrenie – die Diagnose wurde auch in der BRD nie überprüft. Die behandelnden Ärzte waren ja dieselben. Anstaltsleiter Gottfried Ewald, der ihn zwangssterilisiert, aber wohl auch vor der Euthanasie bewahrt hatte, ging erst 1954 in Ruhestand, der Nachfolger Hemmo Müller-Suur war schon 1938 sein treuer Schüler und Volontär gewesen. BES
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