: Von Sachsen lernen
„Grund zum Überdenken“: Angesichts von Pisa-E findet CDU-Politiker zweigliedriges Schulsystem interessant
Im Detail war auch gestern noch unbekannt, wie die für morgen erwarteten Ergebnisse der Studie Pisa-E aussehen. Doch das vorab publizierte Länder-Ranking in Sachen Ungerechtigkeit löste auch in Hamburg eine lebhafte Debatte aus. Demnach ist in Bayern die Chance auf Abitur für ein Kind aus der Oberschicht 6,6-mal höher als für eines aus ärmeren Verhältnissen. Selbst am Tabellenende, in Brandenburg, beträgt dieser Faktor noch 2,38. Hamburg liegt dabei mit 3,55 im Mittelfeld.
„Hier kann sich kein Bundesland als Sieger fühlen“, erklärte dazu die GAL-Schulexpertin Christa Goetsch. Dringend geboten sei eine Abkehr vom „ständischen Denken“ in der Bildungspolitik und eine „Schule für alle“ nach skandinavischem Vorbild. Der GEW-Vorsitzende Klaus Bullan forderte, alle Kinder sollten bereits im Kindergarten „früh gefördert werden“, um sozialer Auslese entgegenzuwirken. Und die SPD-Schulpolitikerin Britta Ernst befand, Hamburg dürfe sich mit einem Mittelwert bei der Chancenungleichheit „nicht zufrieden geben“. Was ihr bisher über die neue Pisa-Studie bekannt sei, bestärke sie in der Forderung nach „Abschaffung der Hauptschulen“.
„Wir denken auch über die Hauptschule nach“, erklärte Ernsts CDU-Gegenüber Robert Heinemann. Die „guten Ergebnisse von Sachsen“ sollten allen Parteien ein „Grund zum Überdenken der eigenen Positionen sein“. Sachsen hat seit Abschaffung der Hauptschule unter CDU-Ministerpräsident Kurt Biedenkopf ein zweigliedriges Schulsystem mit einer Regelschule und dem Gymnasium. Beim Pisa-Ranking nach Leistung schneidet dieses Land offenbar gut ab, beim Ungerechtigkeits-Ranking steht es an fünftletzter Stelle. Kaija Kutter