:
THOMAS MAUCH
Wer nur etwas von Rock ’n’ Roll versteht“, mag man vielleicht mal leicht modifiziert mit Hanns Eisler sagen, der „versteht auch davon nichts.“ Aber in dieser Hinsicht darf man bei King Khan ganz beruhigt sein, weil sich der seit längerem in Berlin lebende Kanadier zwar als regierender Maharadscha des Sixties-Soul ziemlich gut auf eine hinterntretende Musik versteht, aber dazu auch gern seine Leidenschaft für solche Jazz-und Funk-Verrückte wie Sun Ra und George Clinton spazieren führt, damit der Rock-’n’-Roll-Ansatz mit genug Irrwitz über die Bühne stampft. Sein locker aus der Hüfte gespielter Garagenpop mit ausgefuchstem Soulorchester im Rücken ist die beste Packung für alle Otis-Redding-Fans, für alle Go-go-Psychedeliker, Flower-Power-Parteigänger und sonstigen ewigen Sechziger, die auch noch Spaß am Mummenschanz haben. Weil sich der Meister gern verkleidet auf der Bühne. King Khan & The Shrines heute am Donnerstag im Festsaal Kreuzberg (Skalitzer Str. 130, 21 Uhr. 13 Euro). Oder, alternativ, eine ganz andere Art der Agitation. Nicht so nach vorn gehend und mehr nach innen guckend. Jedenfalls zu einem Hören in seine allerfeinsten Verästelungen auffordernd mit musikalischen Meditationen über den Minimalismus und den indischen Dhrupad-Gesang, mit Drones, selbstgebastelten Blasinstrumenten und wirklicher Expertise bei dem „Born of Six“-Projekt, unter anderem mit Amelia Cuni und Werner Durand, auch am Donnerstag im Neuköllner Hinterhaus-Projekt N.K. (Elsenstr. 52, 21 Uhr). Außerdem startet am Donnerstag das Neuemusikfestival Ultraschall. Beste Erkundungsmöglichkeit, mal nachzuhorchen, was es neben dem Rock ’n’ Roll noch gibt. Kann auch gut rocken.
Für die Freunde des gepflegten Musikvideos empfiehlt sich der Besuch des Musikvideoabends am Freitag im Ballhaus Ost, zu dem die Filmemacher Dietrich Brüggemann und Christian Mertens laden. Was auch die Freunde von Kettcar interessieren könnte, weil die Indierocker an dem Abend als Zuckerl dazu einen kleinen Auftritt haben werden (Pappelallee 15, 20 Uhr, 8 Euro).
Und in Sachen Eisler (dessen obige Einlassung mit „Musik“ statt „Rock ’n’ Roll“ dann korrekt zitiert werden kann) bleibt noch zu sagen, dass am Sonntag in der Wabe der Berliner Hanns-Eisler-Chor Lieder von Hanns Eisler singen wird und von John Lennon. Was so zu dem Titel „Imagineisler“ zusammenschnurrt (Danziger Str. 101, 18 Uhr, 18/12 Euro).
■ Mehr Musik:
Ultraschall Festival SEITE 2
Zucker! SEITE 3
Zeckenrapgala SEITE 8
Eleni Mandell SEITE 11