piwik no script img

Ja, kann das denn wahr sein?

FLUCHHAFEN I Der BER hat nicht nur einen Dachschaden, auch Wände müssen eingerissen werden. Die Pannen auf der Baustelle sind so unglaublich, dass Wirklichkeit und Fiktion verschwimmen. Was ist wahr und was ist falsch? Finden Sie es heraus beim taz-BER-Quiz

von Malene Gürgen, Anna Klöpper und Stefan Alberti

1. Im Terminal müssen 600 Wände saniert werden.

Rund 3.600 Wände gibt es auf der Flughafen-Baustelle BER. Gut 600 – also jede sechste – sind Murks und müssen saniert werden. Diese sogenannten Leichtbauwände wurden nämlich nicht so gebaut, wie der Brandschutz es vorschreibt. Sie sollen nun vorwiegend mit Stützen verstärkt werden. Rund 30 Wände sind gar nicht mehr zu gebrauchen. Sie müssen eingerissen und gänzlich neu gebaut werden.

2. Die Rolltreppen am Flughafen sind zu kurz.

Irgendwann, wenn der Flughafen eröffnet ist, werden Menschen mit dem Zug am unterirdisch gelegenen Bahnhof „Flughafen Berlin Brandenburg“ ankommen. Sie werden ihr Gepäck zu den Rolltreppen ziehen, die zum Terminal-Vorplatz des Flughafens hinaufführen. Nur: Bis nach oben fahren können sie mit diesen Rolltreppen nicht. Schon im Dezember 2012 stand fest: Die bestellten Rolltreppen sind zu kurz. Im Juli 2013 verkündete die Flughafengesellschaft dann die Lösung: Die obersten vier Stufen werden einfach durch Steinstufen ersetzt. Fröhliches Wuchten!

3. Auf dem Gelände haben sich Wölfe angesiedelt.

Bauarbeiter wollen bei Sanierungsarbeiten an der südlichen Start- und Landebahn in der vergangenen Woche zwei Jungwölfe gesehen haben. Die Tiere kamen offenbar in den frühen Morgenstunden von der Jagd: Eines der Tiere soll ein totes Kaninchen im Maul gehabt haben. Die Wölfe überquerten in einer Entfernung von etwa 200 Metern zu den Mitarbeitern der Baufirma die rund 60 Meter breite Asphaltpiste und verschwanden dann in Richtung Süden.

4. Am BER verkehren Geisterzüge.

Anders als der Flughafen war der unterirdische Bahnhof pünktlich zur geplanten Eröffnung im Juni 2012 fertig. Seitdem zieht hier nur zweimal täglich etwas Bewegung ein. Dann fährt eine S-Bahn der Linie S 45 von ihrer offiziellen Endhaltestelle Flughafen Schönefeld ohne Fahrgäste weiter, in den Tunnel des Geisterbahnhofs hinein und wieder zurück. Der Grund: Mit diesen Fahrten wird der ungenutzte Tunnel entlüftet, in dem sich sonst Schimmel bilden würde. S-Bahn-Sprecher Ingo Priegnitz sagt: „Insgesamt entsteht uns durch die Verzögerung am BER ein Schaden in Millionenhöhe.“

5. Das Licht im Terminal ging nicht mehr aus.

Schön sah es ja schon aus: Das Flughafengebäude erstrahlte 2013 monatelang rund um die Uhr in hellem Glanz – weil keiner wusste, wie das Licht ausgeht. Auf 300.000 Quadratmetern Fläche brannten Tag und Nacht alle Lampen, durch Probleme mit der zentralen Leittechnik ließ sich das Licht nicht abschalten. Im Februar 2013 machte der damalige Technik-Chef Horst Amman die Panne bekannt. Erst im Oktober folgte dann die erlösende Nachricht: Die Beleuchtung lasse sich nun endlich wieder steuern, das Licht könne bereichsweise ausgeschaltet oder heruntergedimmt werden. Mittlerweile wurde auch bei der Leittechnik nachgebessert – für rund elf Millionen Euro.

6. Der Teer auf der Landebahn ist zu weich für die neue Airbus-Generation.

Die Großraumflugzeuge von morgen werden in Schönefeld nicht landen können. Im heißen Juli hat sich gezeigt, dass der Asphalt der Start- und Landebahnen bei hohen Temperaturen zu weich für die neueste Generation der Großraumflugzeuge ist, die Hersteller Airbus S.A.S. derzeit am Unternehmenssitz in Toulouse vorstellt. Die Geschäftsführung erklärte, man habe den Witterungsaspekt bei der Planung nicht bedacht. Die Nutzung des BER als Internationales Drehkreuz steht damit in Frage.

7. Wenn es brennt, sollte der Rauch nicht aus dem Schornstein kommen, sondern aus dem Keller.

Die BER-Architekten wollten aus ästhetischen Gründen ein seit Urzeiten geltendes Prinzip einfach umdrehen. Bei einem Feuer sollte der entstehende Rauch nicht etwa nach oben durch das Dach nach draußen abziehen – all die Schornsteine wären ja hässlich gewesen. Er sollte nach unten abgesaugt werden, quasi in den Keller. Die Architekten ließen sich dafür von deutschen Spitzenfirmen ein kniffliges Brandschutzsystem mit vielen Klappen und Steuerungen konstruieren – das leider nicht wie gewünscht funktioniert.

8. Der BER soll im Jahr 2017 eröffnen.

Trotz alledem will die Flughafengesellschaft an dem geplanten Eröffnungstermin 2017 fes

halten.

Auflösung:

Die Pannen 1,2,4,5,7,8 sind wirklich passiert;

Erfunden sind 3 und 6.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen