: „Idyllisches Flair“
NATUR Der Nabu misst Schadstoffemissionen von Kreuzfahrtschiffen und stellt seine Ergebnisse vor
30,ist Meeresschutzbeauftragte beim Nabu Bremen.
taz: Frau Pülmanns, Sie messen die Schadstoffbelastung durch Kreuzfahrtschiffe in Bremerhaven. Laufen da überhaupt so viele ein?
Nathalie Pülmanns: Es sind tatsächlich einige – so zwei, drei die Woche. Im August waren es 18. Bremerhaven ist da kein Höhepunkt, aber es werden mehr.
Es lohnt sich, dort zu messen?
Allemal. Das große Problem dort sind die Westwinde. Sie treiben die Abgase der Schiffe direkt in die Stadt. Zudem halten sich die Partikel am Terminal, sodass sie gut gemessen werden können.
Was sind das für Partikel?
Kreuzfahrtschiffe stoßen Schwefel- und Stickoxide aus, die Folge ist saurer Regen. Zudem absorbieren die Rußstoffe Licht und fördern so den Treibhauseffekt. Die Rußpartikel setzen sich auch in der Lunge ab und verursachen Lungenerkrankungen.
Über den VW-Abgas-Skandal ist die Aufregung groß. Warum interessiert sich niemand für die Abgase der Schiffe?
Kreuzfahrten versprühen ein idyllisches Flair: Schöne Landschaften, weiße Strände – eben das, was die Kunden auch in den Werbeprospekten sehen. Viele verbinden das Schöne nicht mit der unmittelbaren Zerstörung der Natur. Ihnen ist oft nicht bewusst, was für Umweltschäden bei Kreuzfahrten entstehen können. Und wissen sie es doch, wird es gerne mal verdrängt – es ist schließlich Urlaub.
Wie soll man das den Urlaubern beibringen?
Von der Politik muss mehr kommen, um ein Umdenken zu erreichen. Auch verpflichtende Vorgaben, etwa das Verbot von Schweröl. Auf dem Land wäre es Sondermüll, auf den Meeren darf es verbrannt werden. Auch bei den Abgastechniken muss sich etwas tun. Katalysatoren sind wichtig. Schiffe lassen sich allerdings nicht so leicht kontrollieren wie Autos. Sie sind ein internationales Problem. Zu kontrollieren, was auf den Meeren passiert, ist ohnehin schwer.
Interview: Laurin Meyer
„Saubere Kreuzfahrt!?“: 19.30 Uhr, Nabu, Vahrer Feldweg 185
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