: Versuch’s zu Hause
FOLK-PUNK Mitreißende Lebendigkeit statt großer leerer Geste: Der britische Singer/Songwriter Frank Turner stellt sein neues Album „Poetry of the Deed“ vor
VON ROBERT MATTHIES
Frank Turner ist Fachmann für DIY-Understatement. Es gebe keine derartigen „Dinge“ wie Rockstars, singt er in „Try This At Home“ auf seinem neuen Album „Poetry of the Deed“: nur Menschen eben, die Musik spielen. Einige seien wie wir, andere Arschlöcher. Aber besser als ein dürrer, „halbärschiger“ englischer Countrysänger – womit er selbstredend sich selbst meint – könne es jeder Einzelne allemal. Reflexhaft reckt man an Turners Seite die Fäuste in die Luft. Oder greift zur Gitarre.
Das ist also das ganze Geheimnis. Kein Ausverkauf, „weil wir uns niemals eingekauft haben“, wie der 27-Jährige im Vorprogramm der US-Tour der Ex-Punks von „The Offsping“ verkündet. Dabei gibt der ehemalige Sänger der britischen Punkband „Million Dead“ und an der London School of Economics ausgebildete Historiker, der auf „Poetry of the Deed“ nicht mehr allein auf Solopfaden wandelt, sondern wieder von einer richtigen Band unterstützt wird, nicht nur musikalische Positions-Manifeste von sich oder lamentiert wie in „Sons Of Liberty“ über den übermächtigen Staat und die verloren gegangene Freiheit des Einzelnen.
Sondern vertont vor allem den eigenen unbändigen Lebenswillen. Und formuliert etwa in „Live Fast, Die Old“ in Richtung all jener KollegInnen à la Kurt Cobain, die in seinem zarten Alter schon mit einem Bein im Grab standen: Ausbrennen statt langsam dahinwelken? „Well why not both, I plan to stay“. Was Turner auch der geneigten Hörerschaft am Schluss empfiehlt. Ganz schlicht: „Be what you dream, and take to the road“.
■ Do, 10. 12., 20.30 Uhr, Molotow, Spielbudenplatz 5