: Männer mit schwerem Gerät
BUMM Zynische Waffenhändler, dunkle Geschäfte: Warum der Spielfilm„Meister des Todes“ (20.15 Uhr, ARD) trotz akribischer Recherche nichts taugt
von Jens Müller
Zyniker vor dem Herren sind sie, ausnahmslos: Die Waffenhändler (Axel Milberg, Heiner Lauterbach, Udo Wachtveitl) sagen Sachen wie: „Als ob das etwas mit unseren Geräten zu tun hätte –Folter, erpresste Geständnisse, Erschießungen.“ Und: „Du weißt doch genau so gut wie ich, dass die sich da drüben sowieso über den Haufen knallen. Ob mit unserem oder mit Ami-Gerät!“
Ausnahmslos zynisch? Nein! Der junge Waffenhändler-Lehrling (Hanno Koffler) ist unbedarft genug, um bald die Wandlung zum Helden zu vollziehen. Die setzt ein mit einer dummen Frage: „Ist das legal?“ Ja, hat er denn nicht zugehört, beim Empfang des deutschen Botschafters in Mexiko? Da hatte ein adrett uniformierter Mexikaner auf Englisch erklärt: „Unsere Zusammenarbeit ermöglicht ein gemeinsames Ziel: die Durchsetzung der Menschenrechte in Mexiko.“ Ein Deutscher hatte zusammenfassend übersetzt, dem Botschafter ins Ohr geflüstert: „Menschenrechte.“ Und der Botschafter bekräftigte: „Ah, ja, selbstverständlich! Si, si, si! Viva derechos humanos!“
Für die Familie
Kurz darauf schwor der von Heiner Lauterbach gespielte Waffenhändler seinen Lehrling ein: „Einer für den anderen – der andere für einen. Das ist der Deal in der Familie“ Später wird daraus eine jedem Mafia-Epos würdige Drohung: „Die Familie vergisst nichts. Egal was du machst.“
Gewehre heißen Gerät,der Arbeitgeber Familie
In Mexiko lernt der werdende Held eine so schöne wie engagierte Lehrerin kennen, der er sein Herz ausschüttet: „Ich fühle mich das erste Mal in meinem Leben schuldig.“ Da hatte er gerade eine sterbende Studentin in den Armen gehalten, tödlich getroffen von einer Kugel aus dem Sturmgewehr eines Polizisten, dem er eben erst den Umgang mit genau dieser Waffe erklärt hatte. Wer das ein bisschen zu plakativ findet, hat noch nicht die theatralische Szene gesehen, in der sich der Held endgültig zu ebendiesem wandelt …
„Dieser Spielfilm (…]) ist jedoch kein Dokumentarfilm und erhebt nicht den Anspruch, Geschehnisse authentisch wiederzugeben“, so heißt es in einer Einblendung zu Beginn und Ende des Films, der unter Geheimhaltung, getarnt als Komödie, gedreht wurde. Dabei geht es Autor und Regisseur Daniel Harrich eigentlich um nichts anderes als genau das: Authentizität. Das Sturmgewehr SG38 heißt nicht nur so ähnlich, es sieht auch so aus wie die Kurzvariante des G36. Im blutroten Logo der Film-Waffenschmiede HSW lässt sich leicht das Design von Heckler & Koch erkennen. Und es sind nicht nur die Äußerlichkeiten: Die jüngsten Skandale um die Geschäfte dieser Firma, die vom „Fachberater“ des Films, Jürgen Grässlin, wegen ihrer Mexiko-Geschäfte angezeigt wurde, und der anderen Traditionsmarke, SIG Sauer, sie sind in den Film mehr als nur eingeflossen.
Aua: Plattitüden-Prosa
Aber auch wenn das Leben die besten, vom redlichen Filmemacher akribisch recherchierten Geschichten schreibt, darf das, was dazu erfunden werden muss, damit ein spannender Spielfilm entsteht, keine dick aufgetragene Plattitüden-Prosa sein. Es darf auch nicht aussehen wie eine Hochglanzvariante dieser aufdringlich didaktischen Spielszenen, die man aus schlechteren TV-Dokus kennt.
Daniel Harrich hat sich bemerkenswerterweise entschieden, Spielszenen und Doku in zwei aufeinanderfolgenden Gängen zu servieren: Gleich nach „Meister des Todes“ läuft „Tödliche Exporte – Wie das G36 nach Mexiko kam“. Der Presse zugänglich war die Dokumentation vor der Ausstrahlung nicht. Ganz bestimmt ist sie aber besser als der Spielfilm.
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