LeserInnenbriefe
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Ohne Vorurteile

betr.: „Eine Stadt im Ausnahmezustand“, taz vom 16. 9. 15

Vielen Dank für diesen Artikel, der die Realität sehr gut und vor allem ohne unsägliche Vorurteile beschreibt. Wer es erlebt hat, mit welcher Selbstverständlichkeit und ruhiger Professionalität die unglaublich große Anzahl an Flüchtlingen in so kurzer Zeit in jeder Hinsicht gut versorgt worden sind, kann nur den Hut davor ziehen. Was mich immer wieder richtig nervt, sind die typischen Klischees von vor allem „irgendwie links denkenden Menschen“, die sofort reflexartig ihre unsägliche Vorurteilskiste aufmachen. Bayern, die Bierdimpfel usw. etc. Mauer um Bayern! So viel Dummheit ist schwer zu ertragen. Es sind doch die anderen Bundesländer, die sich häufig ihrer Verpflichtung entziehen, während wir hier weiter die Flüchtlinge im überwiegenden Fall mit Würde empfangen. Sieht man nach Berlin, fällt einem nichts Positives dazu ein. Natürlich ist Seehofer unsäglich. Aber das ist hier nicht das Thema. Sondern es zählt, was die Menschen hier vor Ort leisten. Was faktisch hier getan wird. Und auch aus diesem Grund empfinde ich die „Altlinken-Vorurteilskiste“ als so anachronistisch, so stammtischmäßig, so dämlich, so borniert und unterirdisch. JÜRGEN BADER, Augsburg

Wunder Punkt

betr.: „Deutschland macht dicht“, taz vom 14. 9. 15

Es ist bekannt , dass bayrische Reden wenig taugen. Und dennoch hat sich der „Batzi“-Horst durchgesetzt. Was, bitte, sollen die Grenzkontrollen? De Maizière will Ordnung schaffen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Nürnberg, untersteht dem ordnungsliebenden Innenminister. In diesem Amt sind bislang ca. 250.000 Vorgänge unbearbeitet aufgelaufen! Ordnung? Wohl kaum. Der Minister hat sich um diesen Außenposten vermutlich wenig gekümmert. Weshalb sind die Hugenotten, dermaleinst nach Preußen geflohen? Bei Gott nicht der Globetrotterei wegen. Aber ihres Christseins halber. Und das ist der wunde Punkt der christlichen Bayern: Die Nächstenliebe ist national und von Eigenliebe durchwirkt. PETER FINCKH, Ulm

Trostreiches Fazit

betr.: „Abgehängt“, taz vom 14. 9. 15

Balsam für die Seelen der Beobachter in den dunklen hintersten Plätzen des Szenetheaters. Geistreicher und kompakter kann man die Sicht eines „Best Agers“ auf den seltsamen Zustand der Welt um ihn herum nicht ausdrücken. Allerbesten Dank, Herr Hannemann, vor allem auch für das trostreiche Fazit „Es ist auch nicht alles schlechter heute.“ FRANK LIEPOLD, Rheinstetten

Desaströse Zustände

betr.: „Kann Merkel Flüchtlinge?“, taz vom 15. 9. 15

In einem kann ich Martin Reeh recht geben: Die UN klagt seit Langem über die Unterfinanzierung der Flüchtlingslager für Syrer im Nahen Osten. Traurig nur, dass die Berichterstattung der Medien genauso „ad hoc“ erfolgt, wie die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin und der EU. Auch die Redaktionen wissen seit Jahren um die desaströsen Zustände zum Beispiel im Libanon und in Jordanien – nicht nur in den offiziellen Flüchtlingslagern. Millionen Syrer leben dort in behelfsmäßigen, improvisierten Lagern oder zerstreut in den Städten und erhalten keinerlei gezielte Hilfe. Armut, Kinderarbeit, erzwungene frühe Ehen junger Mädchen sind verbreitet, die medizinische Versorgung für viele Menschen ist völlig unzureichend, weil die lokalen Gesundheitssysteme überlastet sind. Lokale Aktivisten und auch die großen Hilfsorganisationen berichten immer wieder davon. Die taz mag (oft) mit besserem Beispiel vorangehen – dennoch könnte auch sie (noch) mehr Debatten darüber anstoßen, welche Rolle die Medien spielen oder spielen sollten in dieser „Flüchtlingskrise“, die unsere Welt seit Jahren erlebt. CORINNA DITSCHEID, Berlin