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KUNST

KunstNoemi Molitorschaut sich in Berlins Galerien um

In den 1980ern versammelte Monika Sprüth feministische Größen wie Jenny Holzer, Barbara Kruger, Louise Law­ler, Cindy Sherman und Rosemarie Trockel in Köln und würdigte sie mit dem „Eau de Cologne“ Magazin. In der Galerie Sprüth Magers kommen sie nun wieder zusammen. Krugers Bild-Text-Kombinationen eröffnen mit subtilen Sexismusreferenzen. Nebenan kombiniert Sherman unveröffentlichte B-Seiten vergangener Serien wie „Disasters“ (1986–89), „Untitled Society Portraits“ (2008) und „Sex Pictures“ (1992) zu dicht gehängten Tryptichen. Damen im Perlenketten-Drag erscheinen als Protagonist_innen eines High-Society-Horrors. Auch Trockel ordnet in ihren „Clustern I–III“ Werkteile und Arbeitsskizzen als Prints zu neuen „Foldern“, die eigene Assoziationsketten produzieren. So treffen als „ghost on lemon cure“ betitelte Betonbrocken auf schwule Untertöne in Form eines farbgetränkten Schwamms. Oben an der Wand rasen Textfragmente milita­risierter Männlichkeiten über Jen­ny Holzers LED-Band „Under a Rock“ (1986). Die Serie „Living“ bringt auf Emailleplaketten psychische Abgründe und Abhängigkeiten auf den Punkt. Sie scheinen sich auf Louise Lawlers überdimensional verzogenem Jeff-Koons-Hasen zu spiegeln, so als hätte Lawler die Raum­aufteilung vorausgesehen. Unten im Bild eine unbrauchbare Besucher_innenbank. Holzers echte Granitbänke verweigern ebenso die Ausruh-Funktion: „What a shock when they tell you it won’t hurt and you almost turn inside out when they begin“, ist dort eingefräst. So unterstreicht die Szenografie die Rastlosigkeit der hier versammelten Künstler_innen, die Körper- und Sexualitätsbilder ironisieren, angstfrei Gewalt thematisieren und dabei widerständige Ästhetiken entwickelt haben (bis 21. 10., Ora­nienburger Str. 18, Di–Sa, 11–18 Uhr).

Auch die Galerie Berlin zeigt derzeit ausschließlich Künstlerinnen. Das Repräsentationsargument ist hier allerdings dünn. Die Vorstellung der Ausstellung als „Ladies First“ (im Internet auch „First Ladies“) klang zunächst nach Freudschem Paternalismusversprecher. Im Hauptraum harmlos anmutende Landschaftsbilder, eine Tür weiter dafür umso substanziellere Arbeiten: sich umschlingende abstrakte Skulpturen von Beate Debus und Wachs/Öl-Aufträge auf amorphen Papiergründen von Sati Zech. Holzgebilde von Pomona Zipser wachsen in einer Unzahl von Verwinklungen organisch die Wand ­entlang, dann wieder bis unter die ­Decke. Eine Raumpräsenz, die mir die Sprache verschlug. Zur antiquierten „Kunst von Frauen“-Rahmung bleibt demnach auch nichts zu sagen (bis 17. 10., Auguststr. 19, Di–Sa, ­12–18 Uhr).

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