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Hauptverdächtiger gefasst

Mexiko Die Festnahme von „El Gil“ räumt Zweifel an den Ermittlungsbehörden nicht aus der Welt

BERLIN taz | Wenige Tage bevor sich der blutige Angriff auf Studenten im Bundesstaat Guerrero zum ersten Mal jährt, ist der vermeintliche Drahtzieher des Massakers, Gildardo López, festgenommen worden.

Das gab der Nationale Sicherheitsbeauftragte Renato Sales am Donnerstag in Mexiko-Stadt bekannt. Der Anführer des Drogenkartells „Guerreros Unidos“ sei mit falschen Papieren und einer Waffe in der Stadt Taxco verhaftet worden.

Bereits 111 Menschen sitzen in Haft, vor allem Polizisten und Mitglieder der „Guerreros Unidos“. Ihnen wird vorgeworfen, für den Tod von sechs Menschen und das Verschwindenlassen von mehreren Dutzend Studenten in der Kleinstadt Iguala am 26. September 2014 verantwortlich zu sein. Die 43 jungen Männer waren von Polizeibeamten beschossen, festgenommen und anschließend Kriminellen übergeben worden.

Die Ermittlungsbehörden legten sich schnell auf einen Tathergang fest, der auf den Aussagen einiger verhafteter Polizisten und Söldner der Verbrecherbande beruhte. Demnach seien die Studenten auf einer Müllhalde unweit von Iguala verbrannt worden. López Astudillo, genannt „El Gil“, soll die Tat angeordnet haben, berichteten die Zeugen, von denen einige nach den Vernehmungen Folterspuren aufwiesen.

Eine Expertengruppe der Interamerikanischen Menschenrechtskommission hält diese Darstellung für unglaubwürdig und übte kürzlich heftige Kritik an den mexikanischen Ermittlungsbehörden. Der überlebende Student Ernesto Guerrero und Angehörige der Verschwundenen vermuten, dass die Kommilitonen von Soldaten verschleppt wurden. Die Wochenzeitung Proceso veröffentlichte jüngst Indizien und Zeugenaussagen, die nahelegen, dass das Militär zumindest an dem Massaker beteiligt war.Wolf-Dieter Vogel

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