: Zuwanderer helfen bei Integration
Projekt 14 Sprach- und IntegrationshelferInnen sollen Flüchtlingen nach der Zeit in der Übergangsunterkunft beiseitestehen. Sie alle kennen die Probleme aus eigener Erfahrung
Mohammad Naim Orya hat bis zu drei Einsätze täglich: Der gebürtige Afghane arbeitet als Dolmetscher für Flüchtlinge, die die Übergangsunterkunft bereits verlassen haben. „Ich mache meistens Behördengänge“, sagt er. Aber auch zu Ärzten begleite er Flüchtlinge regelmäßig. Dabei sei besondere Sorgfalt gefragt: „Es ist wichtig, jedes Wort im Detail zu übersetzen.“ Schließlich müsse der Arzt genau wissen, welche Beschwerden sein Patient hat.
Naim Orya ist einer von derzeit 14 Sprach- und IntegrationsmittlerInnen der Stadt Bremen. Sie helfen dezentral untergebrachten Flüchtlingen etwa bei Behördengängen oder der Wahl der richtigen Kindertagesstätte.
Rund 145.000 Euro hat die Sozialbehörde für den Ausbau dieses Projekts bereitgestellt. „Mit steigenden Flüchtlingszahlen und der meist nur noch sehr kurzen Verweildauer in den Übergangswohnheimen ist die Nachfrage nach diesen Leistungen sprunghaft angestiegen“, sagte Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grünen), bei der Vorstellung der DolmetscherInnen am Montag.
Seit 2013 dürfen sich Flüchtlinge nach dreimonatigem Pflichtaufenthalt in einer Übergangsunterkunft eine eigene Wohnung suchen. Diese Sperrfrist habe man damals abgesenkt, um eine möglichst frühe Integration zu fördern. „Die Kehrseite ist aber, dass Flüchtlinge noch gar nicht vertraut sind mit den Regeln der Gesellschaft“, sagt Stahmann. Für Fragen würden sie oft zu den Übergangsunterkünften zurückgehen, die allerdings immer weniger Beratung leisten könnten. „Deshalb sind Sprach- und Integrationsmittler so wichtig“, sagt Stahmann.
Bereits vor fünf Jahren hat das Amt für Soziale Dienste in Huchting das Projekt modellhaft gestartet – zunächst nur für den einen Stadtteil und mit einer einzigen Stelle. Mittlerweile sind die 14 DolmetscherInnen in ganz Bremen im Einsatz und begleiten seit März rund 500 Flüchtlinge.
Wie Naim Orya sind sie alle selber zugewandert, haben oft eigene Fluchterfahrungen. „Die Sprach- und Integrationsmittler waren zuvor mehr als ein Jahr lang arbeitslos und sind jetzt durch öffentlich geförderte Beschäftigungsverhältnisse in die Berufstätigkeit gekommen“, sagt Uwe Mühlmeyer, Geschäftsführer beim Förderwerk Bremen. In zweiwöchigen Kursen wurden sie von Mitarbeitern der gemeinnützigen Einrichtung geschult. Laurin Meyer
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