das wird der monat, der wird (9)
: Alle machen Haka

Die herausgestreckte Zunge ist längst auch in Bänkerkreisen Usus; Camilla & Charles tanzen den Royal Haka

VORSCHAU Heute mit einem dismanuellen Manuel, dem neuen Weltrekord im Marathon und zahllosen britannischen Kuriositäten, der Queen inklusive

Glasgow, 7. September: Jäher Schreck bei „Die Mannschaft“, dem DFB-Auswahlteam. Nach dem 4:1 gegen Polen drei Tage zuvor und der Hoffnung auf eine endlich geschmeidige EM-Qualifikation 2016 („jetzt wird’s“) folgt prompt die Wende. Das 0:1 in Glasgow nach einem lässigen Missgriff des deutschen Keepers in der Schlussminute sei „ein högschd ärgerlicher Rückschlag“, wie Joachim Löw mürrisch murrt. „Brave­hearts’ Blitzsieg Against The Mannschaft“, titelt entzückt der Scotsmen Observer nach „Manuel’s manual problems“. Neuer verteidigt sich: „Ich weiß ja aus der Liga gar nicht mehr, wie Bällefangen geht.“

Zürich, 9. September: Funktionärsgreis Sepp Blatter hat sich nach seinem umjubelten Rücktritt erwartungsgemäß zu einer erneuten Kandidatur als Fifa-Chef durchgerungen. Er wolle dabei „schweren Herzens“ sein Initial S. ablegen, „um einen kompletten Neuanfang im Weltfußball möglich zu machen“. Viele Sprosse der Fußballfamilie sind begeistert: „Was für ein innovativer Mann. Wir wählen keinen anderen.“

Twickenham, 18. September: Schon vor Beginn der Rugby-WM ist England im Haka-Fieber. Eine Rap-Version des Maori-Kriegstanzes, Markenzeichen der neuseeländischen Titelverteidiger, stürmt die Charts: „Touch it down, don’t be a clown ...“ Die herausgestreckte Zunge ist als Begrüßungsritual längst auch in Bankerkreisen Usus, Camilla & Charles tanzen den knistererotischen Royal Haka. Air New Zealand, Flugsponsor der Rugby-Kiwis, will innerbritische Rundflüge anbieten: „Alle wollen mal bei uns an Bord, nur wegen der Sicherheitshinweise.“ Die kommen als „The Men in Black Safety Defenders Video“ von den Spielern in Anlehnung an die „Men in Black“-Blockbusterfilme. Agent Zed spielt auch mit. Der You­Tube-Spot steht bei über 10 Millionen Klicks.

Manchester, 19. September: Die Bundesligasaison quält sich unterbrechungsintensiv dahin, jetzt gibt es endlich mal drei Spieltage binnen sieben Tagen. Und schon setzt großes Wehklagen („unverantwortlich“) bei Leverkusen, Hannover und Augsburg ein, die sogar binnen weniger als sechs Tagen dreimal ranmüssen. „Englische Woche“ sagt der Fußballvolksmund. Mr Schweini whatsappt aus Manchester: „Hab ich jetzt fast jede Woche. They call it allday here.“

Aachen/Schafhof, 22. September: Totilas, Prachthengst, tritt in den Sexstreik. In seiner ersten Pressekonferenz sechs Wochen nach dem erschundenen Dressur-Aus bei der EM in ­Aachen kündigt der 15-jährige Beau an: „Ich werde diese entwürdigenden Deckgestelle nicht mehr besteigen, nur damit Herr Schockemöhle sein Re-­Invest hinbekommt. Ich will richtige knackige Stutenärsche.“ Vor Aachen habe er seinen Herrn und Reitern „sehr wohl die schmerzhafte Verletzung am Huf“ gemeldet. „Die haben nur gesagt: Mach weiter. Wir brauchen Ruhm, wir brauchen Titel. Das macht dein Sperma teurer.“

Berlin, 27. September: Weltrekord beim Berlin-Marathon! Mit 1:59:56 absolviert erstmals in der Geschichte der Menschheit jemand die 42,195 Kilometer in weniger als zwei Stunden. Umgehend twittert Queen Elisabeth ein Glückwunschtoast aus Windsor Castle: „Die Welt möge erinnert sein, dass es meine weitsichtigen Vorfahren an diesem wundervollen Ort waren, die für exakt diese Länge Verantwortung tragen.“ Bei Olympia 1908, wissen Sporthistoriker, war die Strecke definiert worden, damit die damals 7-jährige Herzogin von York, später Queen Mom, aus der königlichen Loge den Start sehen konnte. „42,195“, so Elisabeth weiter, „ist die Antwort auf das Leben, das Universum und everything. I am honestly proud and deeply ­amused.“

Berlin, 28. September: Weiterhin große Verwirrung um Abdullazaz Rundeselasi, angeblich 21, den bis dahin völlig unbekannten Somalier und tags von Zigtausenden so euphorisch umjubelten Weltrekordler. Die Leichtathletik-Verbände versuchen seine Identität zu lüften, vergeblich. Derweil stellt der junge Mann einen Asylantrag: „Beim Philippides, über ein Jahr Flucht zu Fuß, dann noch der fast zweistündige Schlussspurt gestern, jetzt will ich bleiben.“ Bernd Müllender