: LeserInnenbriefe zu verschiedenen Themen
Hofberichterstattung
betr.: „Wir machen es anders, jetzt gemeinsam“, taz.zum wandel 5. 9. 15
Manche Einwände, die gegen Theorien und Konzepte der Postwachstumsökonomie vorgebracht werden, entspringen zweifelsohne einem problemblinden und technokratischen Denken. Es gibt aber auch diskussionswürdige Kritiken an der Wachstumskritik. Sie bemängeln aus guten Gründen eine oberflächliche Kapitalismus- und Geldanalyse, eine Verklärung kleinwirtschaftlcher Verhältnisse und eine elitäre Haltung gegenüber den Konsum- und Lebensstilen der „einfachen Leute“. Ärgerlich ist, dass diesen Kritiken in den „28 Seiten zur Solidarischen Gesellschaft“ kein Platz eingeräumt wird. Die taz betreibt Hofberichterstattung.
GEERT NABER, Oldenburg
Begeistert
betr.: „Wir machen es anders“, taz vom 5. 9. 15
Von eurer taz.zum wandel bin ich restlos begeistert. Nicht nur wegen der Fülle der Informationen, sondern eben wegen der im Artikel „Good News erhöhen Handlungsvermögen“ thematisierten Wirkung nicht nur auf mich, sondern auf alle, die den „herrschenden“ Wahnsinn nicht mehr mitmachen wollen.
Ich kann die vielfältigen Informationen aus dieser Ausgabe für meine Seminare mit Studierenden der Ingenieurwissenschaften zum Ingenieurberuf und zur Verantwortung der IngenieurInnen an der TU Berlin und der TU Harburg prima gebrauchen. In den letzten Jahren suchen meine Studierenden immer intensiver nach Alternativen – 2009 hat sich daraus das Projekt „Blue Engineer“ entwickelt, das Konzepte für eine sozial und ökologisch gestaltete Technik entwirft und an den beiden TUs in die Lehre einbringt.
WOLFGANG NEEF, Berlin
Offene Fragen
betr.: „Das Ökosystem der Alternativen ...“, taz vom 5. 9. 15
Ist die „Gemeinwohlökonomie“ ein neues „Wirtschaftswunder-Glück“? Der konzentrierte „Wohlstandskapitalismus“ mit in Europa und weltweit agierenden Konzernen sichert den Bürgern in den westlichen Volkswirtschaften einen relativen Wohlstand. Die Gemeinwohlökonomie ist eher ein „Nischenmodell“, das als eine Art Lernwerkstatt und Experiment durchaus eine Chance hat. Gibt es für diese beiden unterschiedlichen „Wirtschaftssysteme“ eine gemeinsame Zukunft im friedlichen Nebeneinander, ohne etwas voneinander zu lernen oder integrativ aufzunehmen? Zu viele Fragen, die offen sind und keine Antworten erkennen lassen. Eine in sich geschlossene kraftvolle Vision mit breiter Zustimmung aller gesellschaftlichen Gruppen ist nicht in Sicht.
THOMAS BARTSCH-HAUSCHILD, Hamburg
Utopischer Pragmatismus
betr.: „Keine andere Wirtschaft ...“, taz vom 5. 9. 15
Mir spricht der Artikel aus der Seele. Die Lehre und Forschung, die an meiner Universität betrieben wird, ist zum Großteil von der Köln-Mannheimer Schule geprägt. Also eben jener neoliberalen wissenschaftlichen Arbeitsweise, die jegliche kritische Auseinandersetzung ablehnt. Individuelle Differenzen werden hier als „Error“ im System gekennzeichnet. Bei einem solch utopischen Pragmatismus braucht man sich über die gewaltigen Zerwürfnisse in der Weltwirtschaft nicht wundern. So bleibt mir nur übrig, mich hinter die Autoren zu stellen und an das kritische Hinterfragen zu appellieren. Denn Zusammenhänge kritisch zu erforschen ist seit jeher der Motor für neue Alternativen.
DAVID PRINZ, Köln
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