: „Krieg ausrotten“
WELTFRIEDENSTAG Mit Pestklappern erinnert das Friedensforum an Kriege und ihre Ursachen
59,Erzieher bei der Lebenshilfe, ist ein Sprecher des Friedensforums, das er 1983 mitgegründet hat.
taz: Herr Lentz, bei der Demo zum Antikriegstag heute…
Ekkehhard Lentz:…na, Demo finde ich ein bisschen hoch gegriffen! Das ist keine Großveranstaltung, die auf Teilnehmerzahlen schielt, sondern eher eine Versammlung auf dem Markt, die durch die „Pestklopfer“ Aktionscharakter bekommt. Mit dem regelmäßigen Schlagen von Holzstäben soll vor Krieg, Elend und Tod gewarnt werden.
Bedeutet das Klappern, dass Sie Krieg für eine Krankheit halten?
Im Grunde kann man das so sehen: Krieg ist auch ein pathologisches Verhalten. Und wie bei schweren und unheilbaren Krankheiten kommen viele Menschen dadurch zu Tode.
Gehört Krieg dann zum Leben dazu – oder ist es möglich, ihn, wie eben die Pest, auszurotten?
Das ist natürlich die Hoffnung: Krieg auszurotten, wäre schön.
Zeigt nicht die aktuelle politische Rhetorik in Deutschland, dass wir uns davon weiter entfernen?
Das ist leider auch unser Eindruck. Wir beobachten den martialischen Einschlag mit großer Sorge – etwa, wenn der Bundespräsident dazu aufruft, Deutschland müsse mehr Verantwortung übernehmen.
Was spricht gegen mehr Verantwortung?
Dagegen spräche nichts – wenn dabei nicht so offensichtlich zuerst an militärische Einsätze gedacht würde. Aber im Prinzip bin ich sehr dafür, dass Staaten, die das Potenzial haben, mehr Verantwortung übernehmen, indem sie zivile Lösungen für Konflikte in der Welt unterstützen. Die Probleme, die durch Rüstungsexporte und ungerechte Wirtschaftspolitik, durch Landgrabbing und zerstörerische Lebensmittelexporte mitversursacht werden, holen uns ein. Die aktuellen Flüchtlingszahlen mahnen auch: Krieg ist niemals eine Lösung!
Bloß: Ob sich autoritäre Regime, wie das in Eritrea, auf zivile Weise eindämmen lassen?
Wir können hier jetzt nicht Einzelfälle ausbuchstabieren. Es geht beim Antikriegstag ja auch um den Grundsatz: Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus! Selbstverständlich bin ich als Aktivist in der Friedensbewegung gegen autoritäre Diktaturen. Aber ich bin der Meinung, dass die Probleme in den einzelnen Ländern, von innen heraus, anzugehen sind. Sie von außen per militärischer Intervention lösen zu wollen, funktioniert nicht: Im Gegenteil, Krieg schafft immer neue Probleme.
Interview: bes
17 Uhr, Marktplatz
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