Europa sucht den Superflüchtling

QUIZ Alle wollen zu uns. Aber wir wollen bei Weitem nicht alle: Nur die besten, ärmsten und verfolgtesten Flüchtlinge sollen bleiben dürfen oder überhaupt erst versuchen anzukommen. Na dann – Flucht ab!

Glaube

Christ sollte er sein, das macht es für alle leichter. Die Slowakei ist diesbezüglich am deutlichsten: Ein Sprecher des Innenministeriums sagte, dass das EU-Land keine Muslime akzeptieren werde, da sie sich in der Slowakei nicht heimisch fühlen würden ­– schließlich gebe es dort keine Moscheen. Inzwischen hat die Slowakei „entschärft“ – ein Gesetz gegen muslimische Flüchtlinge gibt es nämlich (noch) nicht.

Leid

Aus einem Kriegsgebiet muss er ­kommen. Bürgerkrieg oder IS-Terror, das zählt. Wer einfach nur einen Job, ein bisschen mehr Geld und ein besseres Leben für sich und seine Familie haben möchte, ist nicht willkommen. Armuts- und Wirtschaftsflüchtlinge wollen wir nicht. Syrien, Irak, Afghanistan, Eritrea top, Westbalkan flop.

Bildung

Gut ausgebildet muss er sein, damit er dem Staat nicht länger als gesetzlich vorgeschrieben auf der Tasche liegt. Akademiker und gut ausgebildete Arbeiter brauchen wir, jetzt, da der Fachkräftemangel zunimmt. Spricht er fließend Deutsch, erkennen wir vielleicht sogar seinen Abschluss an. Ungelernte und Analphabeten dagegen ­können zu Hause bleiben. Hartz-IV-Empfänger haben wir selbst genug.

Armut

Ein luxuriöses Smartphone darf er auf ­keinen Fall haben. Wir nehmen nur ­Menschen, denen es wirklich dreckig geht. Und die haben nichts als ein paar Kleider am Leib – und gefälligst eine Landkarte, um den Weg zu finden. Ein guter Flüchtling benutzt weder GPS noch schreibt er seinen Liebsten eine SMS!

Bescheidenheit

Beklagen darf er sich nicht, und schon gar nicht streiken und demonstrieren. Einfach so öffentliche Plätze besetzten? Also bitte! Ein guter Flüchtling ist unsichtbar und dankbar, dass er überhaupt hier sein und einen Asylantrag stellen darf, ein Dach über dem Kopf hat, ein Bett und etwas zu essen bekommt. Wem das nicht passt, der kann ja wieder gehen.

Anreise

Mit dem Flugzeug sollte er gelandet sein, und zwar in dem Land, in dem er gern ­bleiben will, denn nur dort ist es ihm dank Dublin II erlaubt, einen Asylantrag zu stellen. Wer sich mit kriminellen Schleusern einlässt, ist uns allemal suspekt. Und all die Leichen im Mittelmeer sind schließlich auch nicht schön anzusehen.

Schwimmkenntnisse

Wer schwimmen kann, wird bevorzugt. Erfolgt die Anreise doch per Boot, wäre es wünschenswert, der Kandidat würde selbst zurückschwimmen, sollte der Kahn kentern. Denn all die Leichen – siehe „Anreise“. Und Urlauber an Europas Stränden haben schließlich auch nicht für den Anblick an Land kriechender Flüchtlinge bezahlt.

WG-Tauglichkeit

Kenntnisse, die korrekte Mülltrennung betreffend, sind von Vorteil. Schließlich gibt es Menschen in Europa, die Flüchtlinge in ihre WG aufnehmen wollen. Aber dann sollte auch alles glatt laufen. Ruhezeiten, Putzplan, getrennte Fächer im Kühlschrank, Treppenwoche: Für den Superflüchtling sollten das keine Fremdworte sein!