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Archiv-Artikel

Überstunden bei Dignitas

Sterbehilfeorganisation will Personal im Hannoveraner Büro aufstocken da es täglich rund 30 Anfragen gebe

Von ksc

Es ist dauernd besetzt bei „Dignitas Deutschland“. Weil die Halbtagskraft in der Filiale des umstrittenen Schweizer Sterbehilfevereins in Hannover völlig überlastet ist, will Dignitas das Personal nun aufstocken. „Wir haben täglich etwa 30 Zuschriften und Anrufe, die Dame macht da jetzt schon zu viele Überstunden“, sagt Dignitas-Rechtsbeistand Dieter Graefe. Seit der Gründung des deutschen Ablegers Ende September hat es laut Dignitas hier bereits 1.000 Anfragen gegeben.

Kein Wunder: Beseelt vom Gegenwind gegen sein Sterbehilfe-Konzept tingelt Dignitas-Chef Ludwig Amadeus Minelli derzeit durch die Medien. Die Debatte um Sterbehilfe sei allein „der Verdienst von Dignitas“, sagt Graefe. Die Studie über Hospize sowie Zentren für Palliativmedizin sei bereits Anfang des Jahres vorgestellt worden, sagt hingegen Jens Flosdorff, der Sprecher von Gesundheitsministerin Ursula von der Leyen (CDU).

In der kommenden Woche berät der Landtag in Hannover einen Antrag von CDU und FDP zur Vernetzung der Hospiz- und Schmerzmedizin-Angebote in Niedersachsen. Zudem soll das Land eine Initiative im Bundesrat starten, um das Thema Palliativmedizin zum Prüfungsfach ins Medizinstudium zu integrieren.

In der Talkshow „Menschen bei Maischberger“ war die designierte Bundesfamilienministerin Minelli hart angegangen. Sie werde mit allen Mitteln gegen die geschäftsmäßige Vermittlung der Sterbehilfedienste durch Dignitas vorgehen, kündigte von der Leyen an.

Am Freitag sprach sich auch der hannoversche Kriminologe Christian Pfeiffer gegen jede Form von aktiver Sterbehilfe aus. Er lehne es ab, die Beihilfe zum Suizid zu legalisieren, wie dies Dignitas und der Hamburger Justizsenator Roger Kusch (CDU) fordern. „Es wäre falsch, den Paragrafen 216 des Strafgesetzbuches so zu ändern, dass Tötung auf Verlangen nicht mehr strafbar ist“, sagte der ehemalige niedersächsische Justizminister zum epd. Das überschreite die Tabugrenze zum biblischen Gebot „Du sollst nicht töten“, sagte Pfeiffer, der das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen leitet. In den Niederlanden seien bereits körperlich gesunde Menschen auf eigenen Wunsch von Medizinern getötet worden: Aktives Töten dürfe „aber niemals die Aufgabe von Ärzten sein.“ ksc