: Wegwischkunst
STRASSENKUNST Zum fünften Mal treffen sich in Wilhelmshaven Straßenmaler, Bodypainter und Graffitikünstler beim Internationalen Street-Art-Festival
Style fertig ziehen und dann noch schnell die Outlines sprühen: Mit Graffiti an sich haben in Wilhelmshaven auch die SeniorInnen im Mehrgenerationenhaus im Stadtteil Bant keine Probleme, weiß die Wilhelmshavener Zeitung vom Sprüh-Spektakel mit den rüstigen RentnerInnen zu berichten. Aber bitte auf Holzwänden, die man wieder entfernen kann – Schmierereien an Immobilienwänden, das verstehen auch die 83-jährige Margarete, die sogar schon einen eigenen Rap-Song aufgenommen hat, und ihr 84-jähriger Graffito-Partner Hermann immer noch nicht als Kunst.
Auch beim Wilhelmshavener Internationalen Street-Art-Festival, das dieses Wochenende zum fünften Mal stattfindet, geht der Trend zum mühelos entfernbaren Straßenkunstwerk. Letztes Jahr stand die aus der Radical-Knitting-Szene stammende „brave kleine Schwester des Graffito“ (FAZ) – aus Wolle gestrickt oder gehäkelt statt gesprüht – im Mittelpunkt. Diesmal präsentieren die Graffiti-Künstler Hek, Yety und Suck Cellograffitis. Sprich: „Zello“ wie in Cellophan, nicht „Tschello“ – teure Musikinstrumente zu bemalen, wäre ja auch ein Schritt in die falsche Richtung.
Franzosen sind als Erste auf die Idee gekommen. Heute üben sich vor allem Sprühanfänger auf zwischen Masten und Bäumen gespannten oder über Wände geklebten Folien – ohne Angst vor Strafrecht, Zivilklage und Szene-Abstrafung als „Toy“. Wenn‘s scheiße aussieht: einfach abreißen und neu malen.
Ein bisschen konzentrierter malen müssen in Wilhelmshaven also nur noch die Straßenmaler, von denen rund 40 die Marktstraße und den Valoisplatz mit Kreide verzieren wollen. Deren Werke halten zumindest noch bis zum nächsten Regen. Am Dienstag ist dann aber endgültig Schluss mit buntem Straßenpflaster. MATT
Sa, 1.8., und So, 2.8., Marktstraße und Valoisplatz, Wilhelmshaven
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen