: OFF-KINO
Off-Kino
Lars Penning
Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet
Nicht gerade optimistisch blickt Don Siegels Paranoia-Klassiker „Invasion of the Body Snatchers“ (1956) in die Zukunft: Außerirdische Pflanzen ersetzen die Bewohner einer amerikanischen Kleinstadt durch gefühllose Replikanten. Schockierend die Hilflosigkeit der Figuren um den Arzt Miles Bennell (Kevin McCarthy), die sich gegen das Eindringen in die heile Welt nicht wehren können und auf vertraute Bindungen ebenso wenig bauen können wie auf die Polizei: Überall sind die Menschen längst ihrer Persönlichkeit beraubt, die Ausbreitung der Aliens ist unumkehrbar. Damit nahm Siegels Film eine Entwicklung der 1960er Jahre vorweg, als Horror- und Science-Fiction-Filme unter dem Einfluss von Studentenrevolte und Vietnamkrieg wesentlich gewalttätiger wurden und ihre unsicheren Protagonisten von einem Gefühl des Ausgeliefertseins beherrscht wurden (OF, 1.8., 21 Uhr, Arsenal).
Bei Tim Burton ist immer Halloween, das ist auch in „Dark Shadows“ so, der Kinoadaption einer US-Fernsehserie der 1960er Jahre, in der skurrile Figuren in finstere Abgründe schauen: Der vor zweihundert Jahren von einer Hexe aus Eifersucht zum Vampir gehexte Barnabas Collins (Johnny Depp) wird bei Bauarbeiten 1972 zufällig wieder ausgebuddelt und trifft in seinem mittlerweile ziemlich heruntergekommenen Herrenhaus auf die Nachfahren seiner ebenso heruntergekommenen Familie, versucht sich an Glamrock, zugedröhnte Hippies und grässliche Designsünden zu gewöhnen, begegnet einer Wiedergängerin seiner großen Liebe, die sich einst von einer Klippe gestürzt hatte. Zwar produziert die Geschichte ständig lose Fäden sowie viele alberne Scherze, doch inmitten hochdramatischer Gefühle, übersinnlicher CGI-Action und verspieltem Retrochic bleiben Burton und Depp so souverän und absurd-witzig wie immer (31. 7., 21.15 Uhr, Freiluftkino Friedrichshagen).
Eine Paraderolle für Bill Murray ist der griesgrämige Pensionär Vincent, der zu viel trinkt, sein Geld bei Pferderennen verwettet und Menschen dreist und unfreundlich behandelt. Murray spielt Vincent mit lässigem Selbstbewusstsein und der ihm eigenen Traurigkeit des Clowns, was noch amüsanter wird, als er absurderweise den Job bekommt, auf den Sohn der alleinerziehenden Maggie aufzupassen. Bei aller Heiterkeit behält der „St. Vincent“ dabei einen schönen Blick auf den Alltag von Menschen, die es nicht immer leicht haben. Über das furchtbar sentimentale und patriotische Ende muss man einfach hinwegsehen (OmU, 30. 7., 21.45 Uhr, Sommerkino Kulturforum Potsdamer Platz).
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