: Versicherer Ergo verrechnet sich gewaltig
Computerfehler Falsche Auszahlungen bei Lebensversicherungen für Hunderttausende Kunden
Wie viele Kunden insgesamt betroffen sind, konnte Ergo am Donnerstag nicht mitteilen. Die Zahl der insgesamt bei der Gesellschaft abgeschlossenen Lebensversicherungsverträge liegt bei rund sieben Millionen. Darunter sind viele, die noch von der Hamburg-Mannheimer und der Victoria Versicherung abgeschlossen wurden.
Bei den meisten Fällen gehe es um „Cent-Beträge bis dreistellige Summen“, sagte die Ergo-Sprecherin. In wenigen Fällen handele es sich um fünfstellige Summen. Dabei verrechnete sich der Versicherer nach eigenen Angaben nicht nur zuungunsten seiner Kunden. In vielen Fällen habe er auch zu viel ausgezahlt oder überhöhte Summen gutgeschrieben.
Ursache des Problems sind nach Ergo-Angaben Fehler in den teilweise Jahrzehnte alten Computerprogrammen, mit denen die Erträge berechnet wurden. „Wir arbeiten daran, dass nach Abschluss der Korrekturen alle Kunden so gestellt sind, wie es mit ihnen vertraglich vereinbart wurde“, sagte die Sprecherin.
Der Bund der Versicherten geht davon aus, dass andere Versicherer mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben. Es handele sich um ein über Jahrzehnte gewachsenes strukturelles IT-Problem, das wahrscheinlich viele Anbieter betreffe, sagte der BdV-Vorstandssprecher Axel Kleinlein. Er forderte einen gesetzlichen Anspruch der Kunden auf Nachrechenbarkeit und Transparenz bei Lebensversicherungen. Bisher seien die Versicherten „der Willkür der Rechenprogramme“ bei den Gesellschaften ausgeliefert.
Der Düsseldorfer Versicherer Ergo gerät nicht das erste Mal in Negativschlagzeilen. Bereits 2011 hatte eine Sexreise für Versicherungsvertreter nach Budapest für Entrüstung gesorgt.
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