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Bahn fährt weniger Gewinn ein

Konzern DB-Chef Grube plant Teilverkauf von internationalen Tochterfirmen

Direkte Konkurrenz in Freiburg: ICE versus Bus Foto: Patrick Seeger/dpa

BERLIN taz | Streik, Stürme und Fernbusse – man könnte sie als die drei Plagen der Bahn bezeichnen, zumindest in diesem Jahr. Denn sie haben dem bundeseigenen Mobilitätsunternehmen ordentlich die Bilanz des ersten Halbjahres vermasselt, der Gewinn brach ein. Unterm Strich sank das Ergebnis nach Steuern von 642 Millionen Euro im gleichen Vorjahreszeitraum auf 391 Millionen Euro, ein Minus von knapp 40 Prozent. Zudem steigen die Schulden des Konzerns.

Als Konsequenz möchte Bahnchef Grube den Konzern umbauen und Teile von Tochter­unternehmen verkaufen. „Wir müssen dynamischer werden“, sagte Grube am Dienstag in Berlin. Die Bahntochterfirmen für die internationale Logistik und den europäische Personenverkehr, die für über die Hälfte des Konzerngeschäfts stehen, sollen für Investoren geöffnet und so teilprivatisiert werden. Erst im Jahr 2010 hatte die Bahn das Personenverkehrsunternehmen Arriva für rund 3 Milliarden Euro gekauft. Nun möchte die Bahn dafür Investoren gewinnen, ebenso für die internationale Logistikfirma DB Schenker. Die Führung bei beiden Unternehmen will die Bahn aber behalten.

Die Eisenbahnergewerkschaft EVG will diese Pläne kritisch prüfen. Alle Unternehmensbereiche, die derzeit von der Deutschen Bahn betrieben würden, gehörten zum Kerngeschäft, sagte Gewerkschafts­chef Kirchner. „Diese wollen wir auch für die Zukunft gesichert sehen.“

Die Linksfraktion im Bundestag warnte vor einer „Privatisierung durch die Hintertür“, wie es die Abgeordnete Sabine Leidig formulierte. „Wenn wirklich Anteile an den beiden Töchtern DB Arriva und DB Schenker Logistics verkauft werden, dann kommt dies einem Einstieg von privaten Investoren bei der DB AG gleich.“ Die Behauptung, der Verkauf geschehe aus Geldnot, sei falsch. Ein kompletter Verkauf dieser Töchter würde mehr bringen. Mit dem aktuellen Vorgehen gebe es deutlich weniger Einnahmen als möglich und eine gefährliche Einflussnahme Privater von außen im Konzern, warnte Leidig.

Der Grünen-Bahnexperte Matthias Gastel kritisierte eine fehlende Gesamtstrategie der Bahn. „Das Kerngeschäft, die Beförderungen von Personen und Gütern auf der Schiene, läuft nicht gut“, sagte er. Statt die größten Probleme anzupacken, sei über Jahre nichts passiert. „Straffere Strukturen und mehr Effizienz zu schaffen ist immer gut, doch ein solches Signal wird angesichts sinkender Gewinne auch erwartet.“ Ein Rettungsprogramm für die Deutsche Bahn sei es aber nicht, sagte Gastel. ROT

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