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Erfolg ohne Zahlen

Junges Fernsehen Seit zwei Monaten ist das Nachrichtenmagazin „heute+“ auf Sendung. Im Hauptprogramm und online. Wie’s läuft? Das ZDF weiß es nicht

von Daniel Bouhs

Elmar Theveßen, der beim ZDF die sogenannte Aktualität leitet, hat ein Problem. Sein neues Nachrichtenmagazin „heute+“ kommt bei Kritikern zwar ganz gut an, so ganz zufrieden ist er aber nicht. Die selten milde Medienkorrespondenz notierte gerade erst, die Sendung sei „fraglos ein mutiger und positiv überraschender Schritt gegen die Gefahr, dass dem Sender die Zuschauer irgendwann schlicht wegsterben könnten“. Doch ob dieser Plan aufgeht? Theveßen kann vorerst keine eindeutige Antwort liefern.

Das Format ist in vielerlei Hinsicht Neuland fürs ZDF. Im Hauptprogramm – hier hat „heute+“ die einstige Resterampe der Aktualität „heute nacht“ ersetzt – ist das Magazin ein Fremdkörper. „Schön, dass ihr dabei seid!“ – bei „heute+“ geht es locker, durchaus persönlich zu. In den Beiträgen geben Reporter den Info-Animateur und jonglieren mit Infografiken. Auch wenn das noch bemüht wirkt: „heute+“ bricht mit Gewohnheiten, und das tut dem ZDF gut.

Viral gehen ist das Ziel

Theveßen sagt nun, er sei „sehr zufrieden mit dem, was da gelungen ist“. Zwar hätten zuletzt etwas weniger Zuschauer eingeschaltet als in Zeiten der klassischen „heute nacht“. „Aber da schwächelt auch der Vorlauf“, sagt er und meint die Kuschelinterviews von Markus Lanz. „Danach bleiben die Leute dran. Sie goutieren unsere neue Machart also.“

Ob „heute+“ erfolgreich ist, entscheidet sich allerdings im Digitalen. Hier filetiert die Redaktion ihr Magazin. Kompakte Interviews etwa mit Flüchtlingen, die gerade in Deutschland angekommen sind, und erklärende Beiträge sollen möglichst „viral gehen“: Nutzer sollen das Material mit Freunden teilen. Das klappt mitunter erstaunlich gut. Vor einem knappen Monat hat „heute+“ ein Video ins Netz gehievt, das zum Start des Ramadans fragt: „Was hat es damit noch mal auf sich?“ Allein auf Facebook kommt es bereits auf gut 1,1 Millionen Aufrufe. Bald 24.000 haben es geteilt. „Das ist für uns eine harte Währung“, sagt Theveßen, der auch stellvertretender Chefredakteur des ZDF ist.

Eine besonders harte Währung wäre auch zu wissen, wie häufig die ganze Sendung im Internet abgerufen wird. Immerhin leistet sich das ZDF zwei Ausgaben von „heute+“: eine im Hauptprogramm irgendwann gegen Mitternacht und eine davor, verlässlich um 23 Uhr, die live im Netz gestreamt wird – eine Art Generalprobe, bei der alle zusehen können und bei der es auch noch etwas lockerer zugeht als im Fernsehen.

Wer „heute+“ via Twitter die simple Frage stellt, wie häufig Nutzer die Netz-Ausgabe live und anschließend auf Abruf streamen, liest: „Unsere Antwort hat mehr als 140 Zeichen.“ Im Gespräch ist dann zu erfahren: Die Zahl würde locker in einen Tweet passen. Sie ist aber kaum zu gebrauchen.

Mobile Nutzer zählen nicht

Theveßen spricht von im Schnitt 350 Live-Abrufen, gut 1.000 in der Spitze. Dazu kämen im Schnitt 5.000 zeitversetzte Abrufe, maximal etwa 10.000 pro Sendung. Allerdings: Dabei seien nur die Abrufe von stationären Computern, also PCs und klassischen Laptops, gezählt.

Die offiziellen Einschaltquoten, mit denen Fernsehmacher hantieren, würden noch immer die mobile Generation mit Smartphones und Tablets miss­achten.

Theveßen gibt sich dann auch einigermaßen zerknirscht. „So können wir noch nicht beurteilen, ob sich die Arbeit wirklich lohnt.“ Können ihm da nicht seine Haustechniker mit validen Daten aushelfen? Theveßen verneint. Das alles sei „ein Stück weit unbefriedigend, denn wir machen die Sendung ja vor allem für die mobilen Nutzer“.

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