: „Es ist deprimierend“
MIETEN Der Beirat östliche Vorstadt lädt zu einer Diskussion mit der Deutschen Annington
Mieterin in einem Haus der Deutschen Annington.(Name von der Redaktion geändert.)
taz: Frau Becker, Sie wohnen am Osterdeich in einem Haus, das die Deutschen Annington kaufte. Wie ist der Zustand Ihrer Wohnung?
Michaela Becker: Es ist laut wegen der dünnen Fenster, die Wände haben Risse. Das Dach ist nicht dicht, die Wohnungen sind feucht. Nur eine von sechs Wohnungen ist schimmelfrei. Es gibt weder Rauchmelder noch Wasserzähler. Ich habe sogar noch einen Zugschalter fürs Licht im Bad!
Unternimmt die Deutsche Annington gar nichts gegen die Missstände?
Sie saniert die Wohnungen jetzt. Das Dach wird gedämmt, das ist tatsächlich ein Fortschritt. Aber die Dämmung der Außenwände ist so dick, dass die Wohnungen dunkler werden. Gegen den Schimmel – ein großes Problem – wird nichts getan. Und wegen der Modernisierungen wird die Kaltmiete um 50 Prozent erhöht!
Warum beschwert sich keiner?
Weil die Mieten immer noch relativ niedrig sind. Man gewöhnt sich auch an die Risse und die Lautstärke. Einmal habe ich aber nach höheren Fliesen neben der Badewanne gefragt, weil die Wände beim Duschen nass wurden und schimmelten. Die Antwort: Sie haben eine Badewanne, darin müssen sie baden. Es ist deprimierend.
Was fordern Sie von der Deutschen Annington?
Sie hätte vor den Sanierungsarbeiten mit uns sprechen müssen. Man knallt uns die Maßnahmen vor die Füße und wir müssen sie hinnehmen. Prinzipiell kann ich Mieterhöhungen im Zuge von Sanierungen ja verstehen, aber nicht in dem Maße. Sie bewegen sich allerdings genau an der Grenze, die von der Politik erlaubt ist. Das macht die Sache schwierig.
Was wollen Sie heute erreichen?
Wir wollen endlich einmal zu Wort kommen und auch die Politiker fragen, warum eine Firma alles machen darf. Wir haben Angst. Wenn noch mehr modernisiert wird, gibt es wieder Mieterhöhungen. Wo finde ich denn sonst noch preiswerten Wohnraum?
Interview: VINCENT BUSS
19 Uhr, Bürgerhaus Weserterrassen
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